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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 670
(PDF, 141 MB)
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tung der Farben vom Aussehen des „Liebchens", seiner schwarzen Augen
(Str. 2), der roten Lippen und der goldenen Locken (Str. 4), veranlaßt den
Dichter, der sich als der Liebhaber zu erkennen gibt, die Farben in der Anordnung
zu nennen, in der sie das Symbol der Einheits- und Freiheitsbewegung
sind:

Vivat Schwarz, Roth, Gold! so ruf ich, (Str. 5)

Die Späher und Spione halten ihn deshalb möglicherweise für einen kecken
Demagogen, die Geliebte gibt ihm zum Lohn für diesen Ausruf einen Kuß.
Sie muß wie die Späher und Spione den Ausruf politisch deuten, den
Dichter also ebenfalls für einen Demagogen halten. Sie wendet sich aber
nicht von ihm ab und gibt sich dadurch als Anhängerin der freiheitlichen
Bewegung zu erkennen. Dadurch wandelt sie den Sprecher um (Str. 6), der
dem Leser vorgegeben hat, bis dahin loyalen Sinnes, Sympathisant des
alten Systems also, gewesen zu sein. Das Changieren zwischen der denotativen
, ursprünglichen Bedeutung der Farbadjektive schwarz, rot und golden
und der politisch motivierten Konnotation macht den Reiz der kurzen Romanze
aus. Für den Leser ist am Ende klar, daß der Dichter nur scheinbar
durch das „Liebchen" veranlaßt wird, sich der fortschrittlichen Bewegung
anzuschließen, daß er vielmehr von Anfang an dazugehört. Auch das Spiel
mit den Bedeutungen des Substantivs Königin (,Königin' als die geliebte
Frau, die die Gedanken des Geliebten beherrscht - ,Königin' als Herrscherin
im Sinne des monarchischen Systems der Zeit von der Revolution) ändert
daran nichts. Unausgesprochen bleibt das vorhandene Einverständnis
zwischen dem Verfasser und dem Leser des Gedichts, daß, wer Vivat
Schwarz, Roth, Gold! ruft, kaum wieder zum Loyalisten, zum Anhänger
des alten Systems zu bekehren ist.

Sind die Farben Schwarz-Rot-Gold Symbol des Strebens sowohl nach
Freiheit als auch nach Einheit, so symbolisiert das Wappentier, der Adler,
nur die politische Einheit. In dem Gedicht, mit dem Abgesandte aus Österreich
in Heidelberg begrüßt werden (Nr. 4), geht es wie überall im Frühjahr
1848 zunächst um beides, um Freiheit und Einheit. Der Verfasser des auf
einem Flugblatt verbreiteten Gedichts hält es (am 13. April 1848) für erwiesen
, daß die Freiheit nunmehr errungen ist:

Doch die Fesseln sind zerbrochen,

Die der Freiheit es [das Volk Österreichs] beraubt (Str. 3)

Jetzt komme es darauf an, am Werk der deutschen Kraft und Einheit weiter
zu bauen (Str. 4). Was aber, wenn dieses Ziel erreicht ist? Die Frage wird
in der letzten Strophe beantwortet: Europa wird Nach dem Flug des Adlers/
(. . .) hoffend, fürchtend spähen. (Str. 6)

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