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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 676
(PDF, 141 MB)
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Hecker und seine Mitstreiter sie angestrebt haben, zum Ausdruck, vorausgesetzt
jedoch, daß es sich bei der Strophe um eine ernstgemeinte Aussage
handelt. Um entscheiden zu können, welche Vorstellungen die Dichter,
Um-Dichter und Traditoren des Liedes hatten, ist es angezeigt, einen Blick
auf die weiteren Strophen zu werfen. Die grotesken Übertreibungen

Schmiert die Guillotine; An dem Darm der Pfaffen
Reißt die Konkubine . . .

lassen annehmen, daß das ganze Gedicht, also auch die Hecker-Strophe, in
satirischer Absicht verfaßt wurde und als literarischer Bürgerschreck gedacht
war.

Wolfgang Steinitz kommt in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, daß
das Lied nicht während der Revolution, sondern später gedichtet worden
ist, nicht ohne Erinnerung an diese, aber in zeitlicher und vor allem mentaler
Distanz zu ihr: „John Meier schließt auf (. . .) studentische Herkunft unseres
Liedes. (. . .). Sollten diese Strophen ernst gemeint sein, oder ist es
eine komisch gemeinte und lächerlich wirkende Übertreibung der Ideen
der 48er Zeit? (. . .) Ich möchte dem hinzufügen, daß [das Lied] aller
Wahrscheinlichkeit nach in studentischen Kreisen Südwestdeutschlands
(Baden) entstanden ist, (. . .)"14

Die Hecker-Strophe für sich, insbesondere in der Version Wenn die Leute
fragen und . . . an dem Traum der freien Republik, ließe sich den anderen
nostalgischen Heckerliedern (vom Typus Hecker hoch!) an die Seite stellen
. Auch diese Strophe aber ist eine Parodie. In den dreißiger Jahren kursierte
ein Lied der Verfolgten, dessen erste Strophe (von dreien) lautet:

Wenn die Fürsten fragen: Doch an keinem Baume,

Was macht Absalon? Und an keinem Strick,

Lasset ihnen sagen: Sondern an dem Traume

Ei, der hänget schon - Einer Republik.15

Die Strophe erklärt, wie Baum und Strick in das Heckerlied gelangt sind:
In der Bibel wird die Geschichte von Absalon, dem Sohn Davids, erzählt.
Absalon empört sich gegen seinen Vater. Er kommt zu Tode, nachdem er
beim Reiten an den Ästen eines Baumes hängen geblieben ist. Dort töten
ihn die Leute Davids (Altes Testament, Buch Samuel 15-19). Der Urheber
der Strophe übernimmt den biblischen Empörer als Symbol der Auflehnung
gegen die Fürsten. Es lag deshalb nahe, diese Rolle nach 1848
Friedrich Hecker zuzuschreiben. Hecker ist auch für Menschen, die ihn
nicht persönlich kannten, Symbol der Revolution. Obwohl er keinen Erfolg

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