Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 683
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0683
Die zwei letzten Strophen sind wie die erste Aufruf zur Teilnahme an dem
Kampf, von dessen Ursache vorher die Rede ist. Der Sieg der Revolution,
deren Parole die der großen Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit,
Brüdertreue (Str. 7) ist, soll reines Menschentum und die Republik herbeiführen
.

Lautenschlager hat das Gedicht aufgenommen und mit dem Vermerk „Aus
dem Nachlaß von K. Mathy" versehen.24 Auch wenn die Wahl der Attribute
, mit denen die Feinde der Republik charakterisiert werden vertierte Bürger
, faule Häscher, arme Gecken, eitle Toren, versumpfte Nationen, faulende
Religionen und anderer deftiger Formulierungen rhetorischen Überschwang
ausdrückt, so konnte ein Zeitgenosse wie Karl Mathy nach der
Lektüre eines solchen Flugblatts annehmen, daß ihm bei einem Sieg der
Radikalen ein schlimmes Ende drohe.

Vor dem Hintergrund des zuletzt vorgestellten Gedichts erscheint die Tendenz
des zweiten Textes Die Belagerung von Rastatt, die in der 3. Strophe
ausgesprochen wird, plausibel: Wir stellten bald die Ordnung her. Das Gedicht
sieht die Belagerung und die Kapitulation der Festung Rastatt im
Sommer 1849 aus der Perspektive der Belagerer. Der Verfasser gibt sich
als Preuße zu erkennen: Doch das war unserem König leid und Da waren
schon die Preußen da.

In den folgenden Strophen wird über den militärischen Ablauf der Belagerung
kurz berichtet. Dabei vergißt der anonyme Verfasser keine der beteiligten
Waffengattungen, von der Infanterie über Reiter und Artillerie bis zu
den Pionieren werden alle genannt und gewürdigt. Die Beschießung der
Stadt wird kommentarlos erwähnt: So schoß sie Rastatt ganz in Brand.
(Str. 9). Was in der Festung vorging, welches Schicksal die Besatzung nach
der Kapitulation erleiden mußte, interessiert den Berichterstatter nicht. In
der Festung befinden sich seiner Ansicht, die der der preußischen Belagerer
entspricht, Rehellen, und zwar nur ein kleiner Überrest. Daß es mehr
als 5000 Mann waren, erwähnt er nicht. Selbst die Opfer der eigenen Truppen
werden in den letzten zwei Verszeilen nur kurz abgetan : und fiel auch
mancher Kamerad: /Er starb als preußischer Soldat! (Str. 12)

Der Verfasser gehörte offenbar nicht zu den Belagerern, er gibt das wieder,
was er über das Ende der Badischen Revolution gehört oder gelesen hat. Es
ist zu vermuten, daß die Vers- und Strophenform gewählt wurde, um die
trockene Darstellung des Vorgangs für ein anspruchsloses Publikum ein wenig
aufzulockern. Autor und Verlag hatten scharfe Konkurrenz in (wenigstens
) einem Neuruppiner Bilderbogen, der mit der gleichen Tendenz die
Übergabe von Rastatt an die Preußen in Bild, Prosa und Gedicht darstellt.25

683


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0683