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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 688
(PDF, 141 MB)
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Absicht hat die Verfasser oder ihre Auftraggeber Publikationsmöglichkeiten
wählen lassen, mit denen sie ein möglichst großes Publikum erreichen
und beeinflussen konnten. Die im März 1848 gewonnene Presse- und Veröffentlichungsfreiheit
wurde genutzt; von den 17 Texten aus den Jahren
1848 und 1849 (Nr. 2 bis Nr. 18) sind, soweit feststellbar, 7 in Zeitungen, 6
auf Flugblättern erstmals veröffentlicht worden (in Zeitungen: Nr. 2, 3, 7?,
13?, 14, 15?; als Flugblätter: Nr. 4, 5, 8, 9, 16, 17).

2. Die Gedichte als Lieder

Um eine möglichst weite Verbreitung ihrer Gedichte zu erreichen, bedienten
sich die Autoren eines weiteren stilistischen Mittels: Sie konzipierten
den Text als Lied. Das ist schon an den entsprechenden Bezeichnungen abzulesen
. Neun der Texte werden in der Überschrift, in einem Zusatz oder in
einer der Strophen (so Nr. 2) als Lied bezeichnet, nämlich die Gedichte Nr.
1, 2, 5, 9, 10, 11, 14, 15, 17. Zwei andere Gedichte (Nr. 8 und Nr. 12) weisen
Refrains auf, ein Anzeichen dafür, daß auch sie als Liedtexte verfaßt
worden sind. Offenbar war die Annahme geläufig, daß die Verbreitung revolutionärer
Ideen im Gesang in einer Gruppe oder in einem Verein mitreißend
wirken würde. Vermutlich wurden die im Vormärz entstandenen
Gesangvereine von Freund und Feind als für die Revolution aktivierbare
Multiplikatoren angesehen. Nach der Niederlage der Revolution wurden
denn auch die meisten Gesangvereine wie andere Vereine von den Regierungen
umgehend verboten.

Bei der Analyse des Mundartgedichts (Nr. 14) wurde schon darauf hingewiesen
, daß dieses Lied nicht ein plumpes Gebilde ist, sondern daß zumindest
die Reimverhältnisse, aber auch die ironische Gegenüberstellung von
Stropheninhalt und Refrain, von der Kunstfertigkeit des anonymen Dichters
Zeugnis geben. Dieser griff wie die meisten anderen hier vertretenen
Lieddichter auf die volkstümliche Formtradition zurück.

Seit dem Mittelalter waren dreiteilige Strophen gebräuchlich. Sie bestehen
aus den zwei gleichen Stollen des Aufgesangs und dem Abgesang, der sich
in Verszahl oder im Rhythmus und Reim oder in wenigstens einem dieser
Formelemente vom Aufgesang unterscheidet. Beispiele dafür findet man in
weltlichen Liedern, aber auch in Kirchenliedern (z. B. „O Haupt voll Blut
und Wunden" und „Großer Gott, wir loben dich"). Betrachtet man unter
diesem Gesichtspunkt die Lieder unserer Auswahl, so bemerkt man, daß
mehrere diesem alten Formvorbild folgen: Nr. 4, 5, 9, 12 mit dem Reimschema
a-b-a-b-c-c. In Nr. 8 und Nr. 14 umfaßt der Abgesang jeweils
vier Verse mit den Reimen c - d - c - d. Nr. 14 ist allerdings insofern

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