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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 691
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So verfährt Karl Nadler in seinem „Guckkastenlied" (Nr. 9) in bezug auf
das Hecker-Lied (Nr. 8).

Auch Ludwig Pfaus „Badisches Wiegenlied" ist eine Parodie, nämlich auf
das bekannte Wiegenlied aus „Des Knaben Wunderhorn" „Schlaf, Kindlein
schlaf, / Der Vater hüt die Schaf (. . .)28 Indem Pfau das harmlose Lied zu
einer Anklage und Drohung umdeutet, bietet er die Parodie als Waffe im
politischen Kampf an, der von den in der Revolution unterlegenen Demokraten
für die Freiheit gegen „den [siegreichen] Preußen" in der ferneren
Zukunft geführt werden solle.

4. Hochsprache und Mundart im Gedicht

Unter den 18 Gedichten, die sich in den einzelnen Phasen der Revolution
auf verschiedene Weise mit dem revolutionären Geschehen befassen, befindet
sich nur ein Gedicht in alemannischer Mundart. In der zur Verfügung
stehenden Literatur und in den Sammlungen, die ich einsehen konnte,
habe ich keine weiteren Mundartgedichte aus Baden gefunden. Einer neueren
Darstellung der Revolution von 1848/49 entnehme ich, daß es in der
Agitation der demokratischen Volksvereine aber entsprechende Texte gegeben
hat: „Um die kulturelle und bildungsmäßige Sprachbarriere zu überwinden
, bedienten sich die Volksvereine in ihren Aufrufen teilweise des
heimischen Dialekts."29

Die Zahl der Dialektgedichte kann in Baden jedoch nicht übermäßig groß
gewesen sein. Einen Grund dafür sehe ich in der Zielrichtung der Revolution
. Sowohl den gemäßigten Liberalen als auch den radikalen Demokraten
ging es in der Hauptsache um die Einheit Deutschlands und die Freiheit
der Deutschen, wie immer sie im einzelnen auch diese Ziele interpretiert
haben. In den Refrainzeilen des „Volksliedes" (Nr. 4), das Johann Hofer zu
der Volksversammlung vom 19. März 1848 in Offenburg gedichtet hat,
wird das Doppelziel ohne Wenn und Aber formuliert:

Die Freiheit hoch und Deutschland hoch
Zerschlagt das morsche Sklavenjoch!

Weil es um ganz Deutschland und das Ende der Herrschaft aller Fürsten
geht, ist das Hochdeutsche die angemessene Sprachform, die überall in
Deutschland verstanden wird. Ihr gegenüber ist jeder Dialekt, der nur in
mehr oder weniger engen Grenzen gesprochen und verstanden wird, sekundär
. Es scheint kein Zufall zu sein, daß in dem einzigen Mundarttext,
der hier aufgenommen werden konnte, die Skepsis in bezug auf Ergebnis
oder Erfolge der Revolution dominiert.

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