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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 695
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Georg Herwegh: die „Spritzleder"-Geschichte

Walter E. Schäfer

Nach dem Scheitern der badischen Revolution im Sommer 1849 wurden in
Deutschland zahlreiche Flugblätter mit Liedern, Spottversen, Karikaturen
auf die Anführer der Revolutionäre verbreitet. Man verkaufte sie auf Jahrmärkten
oder Hausierer trugen sie von Haus zu Haus. Besonders beliebt
und oft gesungen war ein Lied mit dem Titel „Guckkastenlied vom großen
Hecker". Es erschien, wie die meisten solcher Lieder, ohne Angabe des
Verfassers1. Zu Recht war es „Guckkastenlied" benannt. Wie in jenen
früheren Jahrmarktsschaubuden mit nebeneinandergereihten oder drehbaren
Gucklöchern stellte es nacheinander im Porträt die Wortführer und
Helden des badischen Aufstands vom März und April 1848 vor und nannte
die herausragenden Ereignisse, an denen sie beteiligt waren, so etwa
Friedrich Hecker und das Gefecht bei Kandern im April 1848, den früheren
badischen Offizier Franz Sigel und sein vergeblicher Angriff auf Freiburg
an Ostern des Jahres, dann eben auch Georg Herwegh und die Niederlage
der Freischaren, die er aus Paris herbeigeführt hatte, bei Dossenbach
am Hochrhein. In den Liedtext eingestreut sind Lithographien dieser Figuren
, zwölf in kleinerem Format. Hecker dagegen wird als einziger im
Großformat dargestellt. Georg Herwegh ist in jener peinlichen Situation
dargestellt, wie er, auf dem von seiner Frau Emma Herwegh gelenkten
Leiterwagen, unter der Decke des Spritzleders verborgen, bei Dossenbach
die Flucht ergreift. Dem Ehepaar gelang es damals, über die nahe Grenze
bei Rheinfelden in die Schweiz zu entkommen. Das ist die bildliche Darstellung
einer oft kolportierten Skandalgeschichte.

Der Text des Guckkastenliedes aber fängt so an:

Seht, da steht der große Hecker
Eine Feder auf dem Hut,
Seht da steht der Volkserwecker,
Lechzend nach Tyrannenblut!
Wasserstiefel, dicke Sohlen,
Säbel trägt er und Pistolen,
Und zum Peter sagt er:
„ Peter sei Du Statthalter! "2

„Peter", sprach er, „du regiere
Konstanz, und den Bodensee,

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