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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 703
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tembergischen Infanterieregiments, der Fuhrmann und zwei Pferde fielen
durchbohrt von den Kugeln dieses Regiments.

Die gedruckte Aussage von zwei Gefangenen kam gegen den Bericht eines
kommandierenden Generals nicht auf - so wie nun einmal die Dinge in
Deutschlands Köpfen beschaffen waren. Dabei war der eine der beiden
Zeugen, ein Franzose namens Delaporte, derjenige, der als Unterführer die
Flucht der Herweghs bei Dossenbach mit einer Handvoll seiner Leute gedeckt
hatte, der es also wissen mußte.

Die Sage vom feigen Herwegh, der im entscheidenden Moment versagt habe
, nahm ihren Lauf, wurde von der konservativen, aber auch von der liberalen
Presse weitergetragen, in Geschichtsbüchern und literarhistorischen
Darstellungen breit ausgestreut und von Literaten, Konkurrenten Herweghs
auf dem literarischen Markt, zum Beispiel von Berthold Auerbach, aufgegriffen16
.

Wie leichtfertig zeitgenössische Literaten die Schmähungen auf Herwegh
allgemein und immer wieder die Spritzlederlegende übernahmen, läßt sich
am Beispiel von Justinus Kerner demonstrieren. Dieser erklärte Feind aller
revolutionären Bestrebungen schrieb, wohl noch 1848, also unter dem unmittelbaren
Eindruck der Ereignisse, die Verse:

Herweghs Hinweg und Heimweg

Herwegh! mein lieber, guter!
Mich wundert, was geschah!
Wo nahmst du doch den Mut her,
Zu wagen dich so nah ?

Die Flinten der Soldaten,
Herzlieber! knallen laut,
Und ihre Säbel schaden
Oft selbst der dicksten Haut.

Die groben Schwabenstreiche,
Du kennst am besten sie,
Die hätten dich zur Leiche
Gestempelt allzufrüh.

Dann die Kanonen! Guter!
Mit Kugeln schwer und groß!
Was Wunder, daß du blutleer

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