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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 716
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wir alle wollen thun was wir können, um dir den Abend deines Lebens zu
erheitern, und unsere redliche Fürsorge muß dir eben Ersatz für die Entbehrungen
des ländlichen Lebens eines westlichen Bauern seyn. Fort, zögere
keinen Augenblick mehr, Europa ist faul, durch und durch faul und
versumpft in Sinnengenuß, Luxus und Heuchelei, für honette Leute keine
athembare Luft bis wieder oder bis erst ein Orcan alles verwüstet hat. Ob
der und wann er kommen wird, darauf kannst du nicht warten. Also auf
mein lieber, väterlicher Freund, auf zu deinem treuen Sohne, und Louise
wird sich schon finden in unser halb hinterwäldlerisches Leben, wenn wir
nur erst wieder im Kreise beisammen sitzen. Meine Frau hat bereits an
Louise geschrieben, wie ich Dir hier schreibe, also zögere nicht. Also auf
Wiedersehen, baldiges Wiedersehen, Du lieber, alter gebrechlicher Freund.
Dein treuer Sohn Hecker.

via Liverpool and New-York per steamer / M. Adreße: Mr. Hecker, care of
Mr. Eißenhardt39, Belleville40, St. Clair County, Illinois, United States of
America.

Am 28. Dezember 1850 schrieb Heckers Vater41 an Itzstein nach Hallgarten
. Er erwähnte einen Brief, den Itzstein an Hecker gesandt hatte. Am
Rande des Briefes vermerkte Itzstein: Beantwortet am 3. Januar 1851.

Ich hätte Sie gerne in Ihrer Einsamkeit besucht, wenn ich gewußt hätte,
daß ich nicht geniere, und endlich entfessle ich mich nur schwer von meinem
Exil, wo mich die traurige Verlassenheit meiner Kinder in Amerika
unwillkürlich festhalten. - Mein Fritz hat mir am 11. d. M. geschrieben
und aufgetragen Ihnen zu melden, daß er Ihren Brief erhalten, und Ihnen
jetzt, wo die Bauern mehr Zeit haben, schreiben werde; er ist nebst Frau
und Kindern gesund, hat aber einen schrecklichen Sommer durchgemacht,
und bei 24 Grad Hitze (Reaumur) 12 Stunden am Tag im Feld gearbeitet,
während andere am Sonnenstich todt umfielen.

Es wird Sie interessieren, einige Worte über seine Beharrlichkeit zu lesen.
Er schreibt: „Ich hätte dir nicht zugemuthet, für uns noch etwas zu thun,
ich hätte die bittere Armut mit der Energie getragen, die mein ganzes
Leben charakterisiert, und die unseren Namen durch die Weltgeschichte
forttragen und verewigen wurd, wenn die Gebeine der letzten unseres
Stammes längst verstäubt sind; und magst Du auch in einsamen Stunden
meine Thaten mit tadelnder Wehmut betrachten, ich bin einer in Genußsucht
geschwächten Nation daran gegangen, und als sie mich im Stiche
ließ, habe ich mit derselben festen Willenskraft zum schweren Beruf der im
Volke Gedrücktesten gegriffen. Möge es unserem Volke zum Nutzen seyn!

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