Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 722
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0722
ger aber noch: dem zweiten Band seiner „Gedichte eines Lebendigen"
(1843), war nicht mehr annähernd so großer Erfolg beschieden gewesen
wie dem ersten. Die Stilmittel seiner Zeitgedichte, die Techniken der Kontrastierung
, der einhämmernden Appelle, die pathetischen Metaphern, oft
aus dem religiösen Bereich, wiederholten sich zu sehr.

Mit seiner jungen Frau Emma Siegmund, der reichen Tochter eines Berliner
Kaufmannes, lebte Herwegh seit September 1843 recht bequem in der
französischen Hauptstadt. Paris war Sammelpunkt für viele deutsche
Handwerksburschen und Arbeiter geworden, die bei politischen Unruhen
des Vormärz in Deutschland verdächtig geworden waren und die versuchen
mußten, im Exil ihr Brot zu erwerben. Sie nahmen zum großen Teil begeistert
die republikanischen Ideen auf, die von den Akteuren der Pariser Februar
-Revolution 1848 ausgingen. Bei einer Versammlung der in Paris lebenden
deutschen Republikaner - es kamen immerhin viertausend Teilnehmer
zusammen - wurde Herwegh Ende Februar 1848 zum Präsidenten eines
Komitees gewählt, das als Vertretung des erst noch zu befreienden
deutschen Volkes in verschiedenen Adressen seine Sympathie mit der revolutionären
französischen Regierung ausdrückte10. Wenig später ging
Herwegh an der Spitze eines Festzuges von siebentausend Teilnehmern -
so stark war die deutsche Kolonie in Frankreich -, der vom heutigen Place
de la Concorde zum Pariser Rathaus ging und den Kampfeswillen der
deutschen Republikaner zum Ausdruck bringen sollte. Aus diesen Kreisen
stammte die Idee, ein bewaffnetes deutsches Freicorps aufzustellen, das
den Republikanern in Deutschland bei den sich in den deutschen Staaten
abzeichnenden revolutionären Kämpfen zur Seite stehen sollte. Herwegh
kündigte die Aufstellung der sogenannten „Deutschen demokratischen Legion
" mit vier- bis fünftausend Mann an und übernahm die politische
Führung dieser Aktion.

Einmal mehr sah dann das, was von diesen ausgreifenden Plänen zu verwirklichen
war, sehr viel bescheidener aus, als was sich Herwegh, nun
dreißig Jahre alt, in seinen politischen Hoffnungen erträumt hatte. Anfang
April 1848 ging das erste Kontingent einer Truppe von nur etwa 1000
Mann von Paris zu Fuß und in Eisenbahnwaggons in Richtung Straßburg
ab, schlecht bewaffnet und mangelhaft bekleidet, aber hochgemut und voller
Erwartung. Die Mehrzahl der deutschen Republikaner in Frankreich
war vorsichtig geworden. Man hatte sie von deutscher Seite gewarnt, ihnen
gar eine Amnestie in Aussicht gestellt. Auch hielten die Kommunisten in
Paris - schon unter der Wortführung von Karl Marx - das Unternehmen
für aussichtslos. Noch auf dem Marsch in verschiedenen aufeinanderfolgenden
Kolonnen dezimierte sich die Mannschaft. Es kamen nur etwa
achthundert Freischärler in Straßburg an".

702


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0722