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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 730
(PDF, 141 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0730
Bewußtsein". Das Beispiel der Offenburger
Bevölkerung, die der badischen Revolutionsbewegung
breite Unterstützung zukommen
ließ, dient dem Autor immer
wieder als Ausgangspunkt, um die kleinstädtischen
und landwirtschaftlich geprägten
Verhältnisse in Baden insgesamt mit-
einzubeziehen. Überhaupt: Kommunalpolitik
und ,große' Politik werden permanent
aufeinander bezogen. Hinzu kommt
ein alltags- und mentalitätsgeschichtlicher
Ansatz, der einem die politische Sicht der
Zeitgenossen an der Basis vermittelt.
Die vier Hauptkapitel - das Erbe der
Reichsstadt, Großherzogtum Baden 1803
bis 1830, die Ära des jungen Bürgermeisters
Karl Burger und der Weg zur Hochburg
der Opposition - sind jeweils in einen
wirtschaftlichen, kulturellen und politischen
Abschnitt eingeteilt. Alles in der
Argumentation läuft jedoch auf den
Schwerpunkt der politischen Entwicklung
, eben nicht verstanden als ,Politik
der Großen', hinaus. Rainer Schimpfs
These: Daß die Versammlung der Freunde
der Verfassung im September 1847 in Offenburg
stattfand, hat gute Gründe. Die
geographische Lage der Stadt ist allerdings
keine hinreichende Erklärung. Vielmehr
sind zwei politische Zäsuren, 1830
und 1843, von zentraler Bedeutung.
1830 kommt es in Baden zur Einführung
einer neuen, weitgehend demokratischen
Gemeindeordnung. Uralte Forderungen
der Bürgeropposition - der Autor zeigt
sehr kenntnisreich ihre Wurzeln im 18.
Jahrhundert -, die traditionell einer wenige
Familien umfassenden Aristokratie gegenüberstand
, gingen in Erfüllung. Mit
der Machtübernahme einer neuen, liberal
auftretenden Generation, verkörpert in
Karl Burger, wurden nun auch in Offenburg
die letzten Reste der alten reichsstädtischen
, verfilzten Elite abgelöst.
1843 feierten die Offenburger mit dem
Verfassungsfest zum letzten Mal gemeinsam
die badische Verfassung von 1818.
Gleich danach jedoch entbrannte der
Machtkampf zwischen den Parteien. Die

Liberalen gewannen nach und nach die
Oberhand. Und auch hier wieder waren
die Themen seit 100 Jahren identisch: Repräsentation
und höhere Partizipation der
Bürgerschaft, Rationalisierung der Verwaltung
, Transparenz bei den Finanzen,
Öffentlichkeit und Versammlungsfreiheit.
Rainer Schimpf hatte als Kulturstipendiat
der Stadt Offenburg und durch seine Zusammenarbeit
mit dem Stadtarchiv Offenburg
und der Geschichtswerkstatt „Vormärz
" ein optimales Umfeld für seine Arbeit
. Das Ergebnis zeigt, wie befruchtend
es sein kann, nicht nur allein im stillen
Kämmerlein zu sitzen. Denn die Untersuchung
zeichnet eindrucksvoll en detail
den Politisierungsprozeß einer Kommune
zwischen der Französischen Revolution
und der Erhebung von 1848 nach. Rainer
Schimpf kommt am Schluß zu dem Ergebnis
: „Der im Vormärz erreichte hohe
Stand der politischen Kultur in Offenburg
war zentrale Ursache für die beiden Revolutionsjahre
."

Wolfgang Reinbold

Franz X. Vollmer, Wehrhaft für die
Freiheit. Revolution und Volksbewaffnung
im Jahre 1848/49 in Stadt und
Amtsbezirk Gengenbach, hrsg. v. der
Stadt Gengenbach 1998,17 S.
Die Ortenauer Revolutionsgeschichte ist
um eine verdienstvolle Studie reicher geworden
. Nach seiner bundesweit beachteten
Publikation über den berüchtigten
„Demagogensitz" Offenburg hat der renommierteste
Kenner der badischen Revolution
mit der Studie über die ehemalige
Reichsstadt Gengenbach ein weiteres
Stück unbekannter 1848er Geschichte beleuchtet
. Dabei orientierte sich der Autor
an der in seiner Publikation „Offenburg
1848/49" vorgenommenen Zweiteilung:
zunächst die Schilderung der lokalen Ereignisgeschichte
(immer eingebunden in
die politischen Großereignisse) und danach
eine Zusammenstellung von Kurz-
biografien der Gengenbacher Revolutionsteilnehmer
.

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