Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 738
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0738
dürfte Achern heißen: „Ort an einem
fließenden Wasser bzw. an einem Fluß."
Dergestalt umreißt der Historiker Dr.
Hans-Martin Pillin in seinem neuesten
Geschichtswerk „Achern - Eine Stadt und
ihre Geschichte", Band I, die Herkunft
und Bedeutung des Namens der Stadt
Achern in der nördlichen Ortenau. Etwas
mehr als zwei Jahre hat Dr. Hans-Martin
Pillin an diesem Geschichtswerk gearbeitet
, hat in Archiven gesucht, Quellen auf
ihre Glaubhaftigkeit und Verwertbarkeit
hin überprüft und bestehende wissenschaftliche
Arbeiten zur Vervollständigung
seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse
miteinbezogen.

Es ist dabei ein lebendiges Geschichtswerk
entstanden, das von den archäologischen
Funden in Achern und Oberachern,
vom Frühmittelalter über das Mittelalter
bis hin zur Neuzeit in die Zeit der Revolution
von 1848/49 reicht, in der sich in
Achern idealtypisch die revolutionären
Ereignisse in Deutschland in Form von
öffentlichen Diskussionen und spezifischen
Reaktionen nachvollziehen lassen.
So widmet sich eines der ersten Kapitel
denn auch der Spurensuche im Mittelalter,
detailliert und fundiert werden alle Quellen
zusammengetragen, die das Bild der
späteren Stadt Achern abrunden und einen
Einblick in die feudalen Strukturen des
Mittelalters, in wechselnde Besitzverhältnisse
, in das rechtliche, wirtschaftliche
und gesellschaftliche Leben der Gemeinde
gestatten. Die Acherner Besitzungen
verschiedener Klöster, Achern als Teil der
Sasbacher beziehungsweise der Großwei-
rer Mark, Organisationsformen bäuerlicher
Wirtschaft und Bodennutzung im
mittelalterlichen Achern sind Themen.
Mit Achern beziehungsweise Niederachen
! und Oberachern sind dabei immer
die beiden Schauplätze der heutigen Stadt
Achern im Blick. Reformation und Absolutismus
, die Zeit der Französischen Revolution
Ende des 18. Jahrhunderts und
der Restauration im 19. Jahrhundert bilden
die Schwerpunkte, bevor die Revolutionsjahre
1948/49 in der großherzoglich-
badischen Amtsstadt Achern und in der
Gemeinde Oberachern Höhepunkt und
Abschluß des ersten Bandes der Acherner
Stadtgeschichte bilden.
Was an Pillins Geschichte der Stadt
Achern - wie übrigens auch an seinen anderen
Werken zur Orts- und Regionalgeschichte
, beispielsweise zu Renchen oder
Oberkirch - auffällt. Es ist keine Kirch-
tumsgeschichte, sie verliert sich nicht in
Historien oder gar Histörchen, sondern sie
läßt immer wieder den Blick auf das
Ganze der Geschichte zu. Wenn auch die
detaillierte Geschichte über die Besitz-
und Herrschaftsverhältnisse im Acherner
Raum auf den ersten Blick etwas ausführlich
erscheint, so wird demjenigen, der sie
mitverfolgt, sehr bald klar, daß er sich
mitten in deutscher Reichsgeschichte befindet
, und so wie sich Feudalverhältnisse
im kleinen Achern und Oberachern abgespielt
haben, spiegeln sie die Verhältnisse
in der Reichslandvogtei Ortenau wider
und lassen Rückschlüsse auf die Feudalherrschaft
des Hochadels im Reich zu.
Nimmt man an anderer Stelle das Aufbegehren
der Acherner gegen den verhaßten
Acherner Herrschaftsvogt Fabelt in Form
eines Beschwerdekataloges an die Adresse
Kaiser Josef II. in Wien im Jahre 1786,
so läßt sich, sogar ohne Problem der Bogen
zur Literatur zum ebenso verhaßten
habsburgischen Landvogt Geßler in Schillers
„Wilhelm Teil" schlagen, und es wird
deutlich, daß es auch in Achern einmal
hieß: „Als Achern noch bei Ostreich war

Es ist ein Verdienst der Pillinschen Stadtgeschichte
Aeherns. daß Brücken von
Epoche zu Epoche geschlagen werden,
und es sei angemerkt, daß der Historiker
Dr. Hans-Martin Pillin sich keinesfalls nur
der Herrschaftsgeschichte widmet. Immer
auch findet die Sozialgeschichte gleichermaßen
Raum, werden Nöte der einfachen
Bevölkerung in wirtschaftlichen Notzeiten
, in Kriegszeiten und in Zeiten des
Umbruchs lebensnah vermittelt.

738


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0738