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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 179
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werden solle. Er, der vorsichtigste aller Redner dieses Tages,88 betonte, daß
das Volk nicht von sich aus die Steuern verweigern solle, sondern mittels
entsprechender Wahlmänner solche Deputierte in die Zweite Kammer entsenden
solle, welche dort zum Mittel der Steuerverweigerung greifen sollten
. Keiner der Belastungszeugen, selbst Berberich nicht, gab in seiner ersten
Aussage oder auf Vorhalt zu Protokoll, daß Struve dem Volk die Steuerverweigerung
als direktes politisches Mittel empfohlen hätte. Entlastet
durch nahezu alle Belastungszeugen, war Struve nicht beizukommen. Über
das Staatsoberhaupt hat er meines Wissens durchaus nichts berührt, und
auch nicht gleichgiltig über das Bestehen der gegenwärtigen Ordnung in
unserem Lande sich geäussert, im Gegentheil hörte ich ihn einmal sagen,
daß man im badischen Lande noch glücklicher daran seie, als in den übrigen
deutschen Bundesstaaten}9

Zweiter Redner war Thibauth. Dieser erklärte, daß er mit Allem, was v.
Struve gesagt, vollkommen einverstanden seie, und daß er die Versammlung
aufforderte, an dem vorgeschlagenen Mittel der Steuerverweigerung9®
und der Ministeranklage9] festzuhalten, man müße aber auch dahin wirken
, daß der aus der Kammer freiwillig ausgetretene Advocat Hecker wieder
in dieselbe eintrete, weil man diesen ausgezeichneten Volksvertreter
nicht wohl entbehren könne. Er sei von 300 seiner Mitbürger beaufragt,
dies zu verlangen92 denn Hecker sei ein Mann des Volkes.93 Auf diesen
kurzen Vortrag Thibauts folgte stürmischer Applaus und Thibaut überließ
die Rednerbühne [. . .] Hecker, der sich in einem langen Vortrage über alles
dasjenige verbreitete, was v. Struve und Thibaut vorher gesagt hatten
und zwar in gleichem Sinne.94 Thibauts Ansinnen wies er zurück, indem es
nicht an der Zeit seie, von seiner Person zu sprechen man müße vorzugsweise
für die Sache selbst wirken, und dies könne der Mann [jeder Mann,
der Verf.]95 auch recht gut ausser der Kammer.96 Hecker berief sich in seiner
mehr denn halbstündigen Rede97 förmlich auf Struve,98 wiederholte
dessen Vorschläge der Ministeranklage99 und Steuerverweigerung100 {Nehmet
der Regierung die Mittel, und das regiert werden hört von selber
auf)m und schloß in der Besprechung der deutschen Verhältnisse direkt an
Struves Ausführungen an:102 Er ging in seiner Rede aber noch viel weiter
als dieser [Struve, der Verf.], indem er sagte, auch eine Verfaßung seie unzureichend
für die Volksfreiheit,103 denn was das Volk durch seine Vertreter
beschließe, könne von 17 Diplomaten in Frankfurt wieder aufgehoben werden104
- die Volksmeinung werde durch einen rothen gedankenlosen Strich
vernichtet, der Policeistaat, die Vielregiererei laste auf der freien Bewegung
des Volks wie ein Alp — und die Policei mische sich in AllesW5 Ergo:
Das Beamtenregiment tauge nichts,106 das Volk müßte die Männer aus sich
selber wählen, die seine Angelegenheiten zu leiten haben - das Volk sei zu
einer Maschine des Gehorsams herabgewürdigt. Wenn er z. B. aufgefordert

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