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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 203
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gerbe r, der fast 19 Jahre lang schon im Amte ist, provisorisch übertragen
worden (ist).4

Anlaß war der Tod seines Vorgängers, Prof. I. Scharpf, der seit 1832 die
Schule geleitet hatte und dessen Kollege F. Weißgeber seit seiner Strafversetzung
von Konstanz an die Kinzig im Jahre 1834 war. Der neue Schulleiter
kann durch Stundenplanumschichtungen 14 Stunden wöchentlich gewinnen
und sie der hier an der Grenze so wichtigen französischen Sprache
. . . assignieren5. In diesem Zusammenhang äußert sich der Direktor lobend
über das gute Schulklima, sowie überhaupt der Geist der Ordnung,
der Arbeitsamkeit, der collegialischen Liebe und Eintracht, welcher diesen
Lehrkörper beseelt und auf die Zöglinge natürlich einen sehr günstigen, ja
segensreichen Einfluß übet, dem Vorsteher der Anstalt sein Amt zu einer
reichen Quelle von Seelenfreuden macht.6 Auch das buntgemischte und niveauvolle
Programm der Jahresabschlußfeier vom 19. September 1841, die
wie immer im nahen Bankettsaal des „Gasthauses zum Salmen" stattfand,
zeugt vom guten Geist der Schule unter ihrem neuen Leiter (Abb. 3).

Wenn uns auch durch diese Details der tüchtige Schulmann über die Distanz
von über 150 Jahren schon einigermaßen lebendig vor Augen tritt,
soll doch noch eine weitere Seite der Persönlichkeit Weißgerbers ergänzt
werden. In seiner Wissenschaftlichen Beigabe zum Jahresprogramm qualifiziert
sich der neue Schuldirektor zusätzlich als ausgewiesener Altphilologe
, Historiker, Archäologe und Epigraphiker. Er hat bei einem Spaziergang
vom Gymnasium zum Salmen im Sommer des Jahres 1840 Baustellenbeobachtung
betrieben und dabei am Ende der Langestraße einen bedeutenden
Fund gemacht, der noch heute eines der wichtigsten Zeugnisse der Römerzeit
am Oberrhein darstellt. Weißgerber stellt dieses archäologische
Dokument in einer gelehrten achtseitigen Abhandlung seinen Lesern vor.
Es handelt sich um die römische Meilensäule an der Kinzigtalstraße, die
der frühere Straßburger Legionskommandant und Nachfolger Neros in der
Kaiserherrschaft, Vespasian, im Jahre 73/74 von Straßburg nach Rottweil
und weiter in die Donauprovinzen anlegen ließ.7 Obwohl Weißgerber mit
seiner zu späten und heute nicht mehr vertretbaren Ergänzung und Datierung
der fragmentarischen Inschrift falsche Schlußfolgerungen gezogen
hat, findet er doch im folgenden Jahr seine Vermutungen über ein castra
munita in Offenburg durch den Fund einer zweiten Meilensäule und römischer
Münzen bestätigt.8 Stolz und froh beschreibt der fündige Direktor
das stolze Gefühl, auf altklassischem Boden zu stehen. Weißgerber ist damit
einer der Väter der Offenburger Stadtarchäologie geworden und hat ein
überaus wichtiges Relikt provinzialrömischer Kultur der Ortenau und damit
gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung Straßburgs für spätere
Generationen gesichert (Abb. 4).

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