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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 232
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- Cantus firmus aller Hecker-Reden war „das Volk", gestimmt waren sie
auf den Ton der Anklage.

Hecker war ein junger Mann von blendender Beredsamkeit, schrieb ein badischer
Historiker, der aber ganz wesentlich dazu beitrug, daß in den Kammerverhandlungen
immer mehr ein lärmender, verletzender Ton angeschlagen
wurden. In den Debatten spielten sich Hecker und Richter die
Bälle zu. Ein anderer Historiker nannte letzteren einen „frivolen Rabulisten
", der „den formlosen, burschikosen Wirtshauston" in die Zweite Badische
Kammer hineingetragen habe13.

Großherzog Leopold löste den 11. Landtag am 9. September 1842 auf. -
Der 12. Landtag währte vom 23. November 1843 bis zum 22. Februar
1845. - Anfang Juni 1844 brach der Aufstand der schlesischen Weber aus.
Ratlos, hilflos standen Staat und Kirche vor der Massenarmut, dem „Pauperismus
"14. - In der Debatte über die Einführung einer Kapitalsteuer betonte
Karl Hecker am 12. Juli 1844: Wenn wir nicht durch eine neue Gattung
von Besteuerung wenigstens zeigen, daß es uns ernst ist, dem heranwachsenden
Pauperismus entgegenzuwirken, so wird dieser Pauperismus
uns einst mit blutigen Lettern lehren ihm aufzuhelfen15.

Der 12. Landtag kam am 22. Februar 1845 zu Ende. Im Mai 1845 reisten
von Hallgarten aus Itzstein und Hecker nach Leipzig, von dort weiter nach
Norden. Itzstein sollte Taufpate sein beim jüngsten Kind des aus Baden
nach Stettin „verbannten" Regierungsrats Karl Georg Hoffmann. Am 23.
Mai, um 5 Uhr morgens, weckte ein Berliner Polizeirat die schlafenden
Badener und befahl ihnen, mit dem nächsten Zug Berlin und Preußen zu
verlassen. Diese Verletzung der persönlichen und bürgerlichen Freiheit der
Deutschen, ein Angriff, der in den Einzelnen dem ganzen Volk wideifahren
ist16, führte zu einem Sturm der Entrüstung. Friedrich Hecker aber wurde
durch den Vorgang zur europäischen Zelebrität erhoben11. Um seine Wiederwahl
für den badischen Landtag mußte er nicht mehr bangen.

Als Wahlkämpfer für Franz Josef Richter kamen am 17. August 1845 Adam
von Itzstein und Friedrich Hecker nach Achern18. Ihnen zu Ehren feierten
die Acherner Freisinnigen im Gasthaus „Adler" ein Festmahl; dann fuhr
man zur Hub und beratschlagte dort mit den Wahlmännern aus Bühl und
Ottersweier die Wahl des Abgeordneten19 für den Wahlkreis Achern-Bühl20.
Itzstein mahnte: Den Advokaten Richter, seitherigen Deputierten, müßt ihr
wieder wählen, dieser ist ein Mann fürs Volk und Vaterland. Man sang Freiheitslieder
, brachte Trinksprüche aus. Am späten Nachmittag kehrten die
Acherner zurück. Itzstein und Hecker machten bei Richter noch eine Visite
und reisten um 3/4 8 Uhr mit der Eisenbahn wieder ab.

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