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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 237
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Am 22. Mai leitete das Hofgericht des Seekreises die Untersuchung gegen
Peter ein. Am 17. Juni hob die Kammer seine Immunität auf. Am 16. Juni
aber hatte er bei den Wahlen für die Frankfurter Nationalvesammlung das
Mandat für den Stadtwahlkreis 1 (Überlingen) und damit neuerliche Immunität
errungen. - Der Wahlkreis 6 (Tiengen/Waldshut) wählte am 7. Juni
1848 Friedrich Hecker zum Abgeordneten der Nationalversammlung.
Eduard Simson, Königsberger Abgeordneter der Nationalversammlung
und Berichterstatter in Sachen Tiengen, urteilte: Ich kann nicht ohne tiefe
Wehmut denken, daß ein Mann, der, wenn nicht alle Berichte über ihn trügen
, durch alle Gaben des Geistes und des Herzens vor vielen berufen war,
an den Wiederaufbau des Vaterlandes seine Hand mit anzulegen, in unseliger
Verblendung sich selbst von dieser edelsten Arbeit ausgeschlossen
hat50. Am 10. August hob die Nationalversammlung in namentlicher Abstimmung
mit 350 zu 116 Stimmen die Tiengener Wahl auf51.

Am 19. Juli fügte Hecker einem Brief an Itzstein einen „Freundesgruß an
den edlen Peter" an: Sag ihm, daß es mir manche schwere Stunde schon
brachte, daß er in mein Schicksal verflochten wurde. Er soll mir nicht zürnen
, ich hab's ja treu und gut gemeint. - Am 29. Juli antwortete Itzstein:
Deine Worte an Peter habe ich ihm vorgelesen. Er antwortete, gut wie er
ist: ich weiß dieses, Hecker hat es gut gemeint. Er wollte mich schonen und
mich nicht unglücklich machen.

Anfang August schrieb Hecker in den „Seeblättern": Weder Peter noch
meinen anderen Freunden aus der badischen Kammer hatte ich von meinem
Vorhaben, die Fahne der Republik aufzupflanzen, das Mindeste mitgeteilt
. Als ich Peter in Konstanz besuchte, beschwor er mich auf das
Dringendste, von dem Vorhaben abzustehen, und wurde dabei auf das eifrigste
von Dekan Kuenzer unterstützt. Lebhaft steht die Szene noch vor
meinen Augen, wie die beiden, insbesondere Peter, durch alle erdenklichen
Gründe sich bemühten, meinen Entschluß zu ändern, ich blieb unerschütterlich
.

Anfang September 1848 nahm Itzstein in Muttenz von Hecker Abschied.
Am 5. September traf Hecker in Straßburg ein.52 In seinem Wort an das
deutsche Volk53 sagte er: Wir standen auf, wir unterlagen, weil dem Volke
der Mut der Tat nicht dem Mut des Wortes gleich kam. Noch einmal beschwor
Hecker das Wort Volk, noch einmal klagte er an, diesmal das Volk.
- Ob er auch an sich die Frage richtete, wie bei ihm selbst das Verhältnis
des „Mutes der Tat" zu dem „Mut des Wortes" sich darstellte? - Heckers
Tadel, auf Flugblättern verbreitet, hielt das badische Volk nicht ab, zu Tausenden
nach Straßburg zu wallfahren, um von ihm wie von einem Helden
oder einem Heiligen Abschied zu nehmen.

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