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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 243
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Der „innere Feind". Die Entwicklung der Lahrer
Bürgerwehr 1848/49 und die Spaltung des Bürgertums

Thorsten Mietzner

Wer sich noch bis vor kurzem für die Revolution von 1848/49 in Lahr interessierte
, mußte zwangsläufig den Eindruck gewinnen, daß überall in Baden
Aufruhr herrschte, die ehemals bedeutendste Handelsstadt Südbadens
jedoch „fortschrittlich, aber nicht revolutionär"1 gewesen sei. Diese Vorstellung
war jedoch selbst schon ein Resultat der verlorenen Revolution.
Sie tauchte stereotyp in den Verteidigungsschriften der Angeklagten auf,
wurde dann mit der Exekution der Revolutionsregierung gegen Lahr Ende
Juni 1849 verknüpft und fand so Eingang in das kollektive Bewußtsein
Lahrs und seiner Geschichtsschreibung.2

Tatsächlich zeigt jedoch ein Blick in die Quellen der Zeit, daß gerade Lahr
1849 eine sehr konfliktreiche Epoche beendete, die jedoch aufgrund der
besonderen ökonomischen und sozialen Struktur der Stadt komplex und
differenziert war und dementsprechend mühsam zu rekonstruieren ist.3

Liberalismus und Großbürgertum

Obgleich die Zeit des Vormärz' von der Revolution nicht zu trennen ist,
muß auf eine ausführlichere Darstellung der 30er und 40er Jahre hier verzichtet
werden.4 Nur wenige Vorbemerkungen sollen den besonderen Charakter
dieser Epoche in Lahr deutlich machen. Seit Lothar Galls Liberalismus
-Aufsatz5 ist es in Westdeutschland üblich gewesen, die soziale Basis
des Frühliberalismus vor 1848 in der Handwerkerschaft und kleinen Kaufmannschaft
zu suchen und seine wirtschaftlichen und politischen Konzepte
als eine Utopie selbständiger mittelständischer Existenzen zu beschreiben.
Paul Nolte griff jüngst diese These auf, reduzierte sie verschärfend auf den
lokalen Bereich6 und deutete den Liberalismus geistesgeschichtlich als Bestandteil
einer „westlichen" und frühneuzeitlichen republikanischen Tradition
.7 Daran ist durchaus Kritik geübt worden, die hier nicht zu interessieren
braucht, doch ist gerade dieser historiographische Strang besonders geeignet
, das „Problem Lahr" zu verdeutlichen: Die Identifizierung der liberalen
Bewegung mit vorindustriellen sozialen Schichten und tendenziell
antikapitalistischen Trägern muß geradezu die Frage aufwerfen, wie denn
der Liberalismus in einer der frühen „Fabrikstädte" Badens aussah, wer ihn

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