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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 255
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liberaler Reformen auch in Lahr niemals völlig verdrängen konnte, zeigte
die Entwicklung in der Mairevolution 1849.

Ein letzter Versuch vor der Mairevolution

Nachdem den Winter über von der Lahrer Bürgerwehr nichts mehr zu vernehmen
war, gelangte das Thema im März 1849 wieder zu öffentlichem
Aufsehen. Das war wohl kein Zufall. Anfang Februar war in Lahr der
gemäßigte Vaterländische Verein gegründet worden, der sofort eine intensive
Tätigkeit entfaltete. Ein Artikel Die Volksbewaffnung im Lahrer Wochenblatt
vom 17. März scheint aus seinen Kreisen zu stammen. Der mit
witziger Ironie geschriebene Artikel knüpft an die Diskussionen des Vorjahres
an, weiß aber neben der allgemeinen Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit
, dem Eigennutz und der Muthlosigkeit noch andere Ursachen des
schleppenden Fortgangs der Volksbewaffnung zu nennen: Die Schwarzen
und die Roten. Daß die „Schwarzen", das heißt die hohen Herren, die da
meinen, der Bürger und Bauersmann51 sei recht gut zum Ackerfahren und
Holzmachen, aber zu sonst nichts, gegen bewaffnete Untertanen waren,
verstand sich von selbst. Über die Motive der Roten weiß der unbekannte
Autor aber noch mehr zu berichten: Diese denken [. . .] so: Wenn wir an's
Ruder kommen, und daran gehen wollen, den Wohlstand für alle, wie sie's
nennen, einzuführen, das heißt, denen, die etwas haben, ihr Sach zu nehmen
, damit Alle gleich werden, nämlich im Nichtshaben und in der Lumperei
, - dann könnte doch mancher nicht genug Vaterlandsliebe genug im
Leib haben, gutwillig herzugeben was er hat, und wenn der Bürger Waffen
hätte, so ließe sich diese absonderliche Art allgemeinen Wohlstands nicht
so leicht einführen. Sie könnten vielleicht Recht haben, und darum ist's
auch ganz natürlich, daß sie die Bewaffnung des Volkes nicht so ganz gerne
sehen. Dies ist natürlich schon der scharfe, teils polemische, teils demagogische
Ton des Jahres 1849, aber er zeigt auch, daß die eigentlichen
Fronten in der Frage der Volksbewaffnung nicht so sehr zwischen
Gemäßigten und Republikanern, sondern zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden
verliefen. Und nur insoweit letztere sich bei den Republikanern
wiederfanden, konnten diese Fronten mit den politischen Gegensätzen
deckungsgleich werden.

Auch dies spielte noch einmal eine Rolle, als am 30. April 1849, im Zeichen
zunehmender Radikalisierung und gleichzeitiger Annäherung der liberalen
Parteien, noch einmal eine Bürgerwehr in Lahr gegründet wurde.
Die Gründungsurkunde52 konnte deshalb auch von Wilhelm Schubert, dem
führenden Republikaner der Stadt, mitunterschrieben werden. Denn dieser
stand immer für die Einheit des Lahrer Bürgertums (vor und nach 1849)

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