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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 267
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0267
Welche Einstellung zur Deutschen Revolution war von Pfarrer Ambros
Hettich zu erwarten? Er war erst im Revolutionsjahr 1848 von Markdorf,
wo er Pfarrverweser war, nach Gremmelsbach gewiesen worden. Eintrag
des Pfarrverwesers Kern im Verkündbuch am 28. Mai: Der Hochwürdige
Herr Ambros Hettich, z. Z. Pfarrverweser in Markdorf, ist von Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog zu eurem künftigen Pfarrer ernannt worden. Ich
bin von Hochw. Erzb. Ordinariat beauftragt, euch heute dies zu verkünden.

Stellte er sich in die Phalanx der Studierten von den Volksschullehrern bis
zu den Universitätsprofessoren, von allen anderen „Volksaufwieglern"25 zu
schweigen? Oder erfüllte er die Erwartungen, die das Erzbischöfliche Ordinariat
am 24. März 184826 an die Dekanate versandte, nach denen die
Geistlichen nicht vom frommen, tugendhaften, ächtpriesterlichen Lebenswandel
abweichen und gewissenhafte Diener der Kirche und des Staates
bleiben sollten? Die für Leib und Seele gefährlichen Richtungen hatte Erz-
bischof Hermann von Vicari erkannt. Die einzigen Hinweise für Hettichs
Verhalten im Verkündbuch27 enthalten nicht den geringsten Hinweis für
das Gegenteil. Am 12. Juni 1848: Man erwartet von dem christl. Sinn der
Pfarrgemeinde, daß sie an der vom Erzbischof angeordneten Andacht sehr
zahlreich theilnehmen werde, um in Vereinigung mit der Bitte aller Gläubigen
unseres geliebten Vaterlandes zu Gottes Barmherzigkeit die Wiederherstellung
des Friedens, des geordneten Verkehrs und einer glücklichen
Zukunft unseres gesamten deutschen Vaterlandes zu erflehen. Diesen Worten
nach zu schließen identifizierte er sich mit der Sorge seiner Vorgesetzten
in einer für bedrohlich gehaltenen, schwer durchschaubaren Entwicklung
.

Nicht anders als die Jahre zuvor wurde der Gottesdienst am Geburtstag des
Großherzogs Leopold am 29. August begangen: ein Amt um 7 Uhr mit Te
Deum laudamus, bei dem die Schuljugend, der Gemeinderat, Bürgerausschuß
und Stiftungsvorstand zu erscheinen haben, auch werden sämtliche
Pfarrangehörigen dazu eingeladen.

Ein letztes Mal im Jahr 1848 war im Dezember das Gebet um einen glücklichen
Ausgang der revolutionären Entwicklung Gegenstand von Gottesdiensten
. An Mariä Empfängnis (8. Dezember) vermerkt das Verkündbuch:
Verlesung des Hirtenbriefs der Bischöfe Deutschlands an die Gläubigen
ihrer Diözesen. Das Schreiben enthielt die Empfehlung, daß vom Tag der
Verkündigung an acht Tage hindurch in den Pfarrkirchen eine Abendbetstunde
abgehalten werden solle, in welcher das Sanctissimum in Monstranz
(sie!) ausgesetzt und die Litanei von allen Heiligen gebetet werde.
Erfleht werden sollte Gottes Segen, der Friede und die Wohlfahrt des Vaterlandes
. Zur Winterszeit und bei der Weitläufigkeit der Pfarrei glaubte

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