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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 298
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War man also im Kinzigthale und Umgebung, wie der ,Schwarzwälder Bote
' zum 24. März 1848 schreibt, in die größte Bestürzung versetzt worden
,21 so erfuhr man schließlich, daß die ganze Sache ein blinder Lärm gewesen
war.11 Der „Franzosenlärm" zeigt jedoch schlaglichtartig, wie aufgewühlt
die Volksstimmung seit dem Februar 1848 war, als die Nachrichten
von der neuerlichen Revolution in Frankreich über den Rhein herüberdrangen
. Wollte die neue französische Republik aus den Reihen der deutschen
politischen Flüchtlinge und der deutschen Handwerker und Arbeiter
in Paris Freischaren zum Kampf für die Demokratie nach Deutschland
schicken? Kam diese Bedrohung den Regierungen, auch der großherzoglich
-badischen, gerade recht, um militärische Vorkehrungen zu treffen, die
auch nach innen, gegen die demokratische Bewegung gewendet werden
konnten? Sicher scheint nur, daß in der hiesigen Bevölkerung alte Erinnerungen
an kriegerische französische Einfälle wach wurden23 und daß die
spontane Volksbewaffnung nicht aus revolutionärem Elan, sondern „zum
Schutz von Heimat und Eigentum" erfolgte.24

Die Schiltacher „Wehr-Mannschaft"

Im April 1848 wurde von der Gemeindebehörde die Liste der Schiltacher
Wehr-Mannschaft, welche zum 1. Aufgebot gehören erstellt und damit eine
Bürgerwehr begründet.25 Dies erfolgte auf Grund des badischen Bürgerwehrgesetzes
von Anfang April, mit dem die Regierung nun, nach der
Februarrevolution in Frankreich, der bereits länger erhobenen liberalen
Forderung nach „allgemeiner Volksbewaffnung" nachkam.26 Auf dieser
Grundlage kam es also auch in Schiltach zur Gründung einer Bürgerwehr,
das Gesetz vom 1. April 1848 rief die Errichtung einer Bürgerwehr im
Großherzogtum Baden ins Leben, wie es in den Schiltacher Gemeindeakten
heißt.27 Deren hiesiges „1. Aufgebot" umfaßte die wehrfähigen Männer
der Jahrgänge 1818 bis 1827, also die Zwanzig- bis Dreißigjährigen. Insgesamt
waren dies 97 Wehrpflichtige, zu denen zwei Freiwillige unter 20
Jahre alt und 22 Freiwillige über 30 Jahre alt kamen, unter denen sich
auch Bürgermeister Isaac Trautwein befand.28

Die Bereitschaft, sich zu bewaffnen, dürfte auf Grund des vorangegangenen
„Franzosenlärms" groß gewesen sein. So wird es aus dem württembergischen
Schramberg berichtet,29 ebenso von Haslach im Kinzigtal, für
das Heinrich Hansjakob den Zusammenhang auf den Punkt gebracht hat:
„Das Vorspiel zur allgemeinen Volksbewaffnung bildete der bekannte
,Franzosenlärm'."30 Würde die „Schiltacher Wehr-Mannschaft" aber je zu
anderen Zwecken als dem des „Heimatschutzes" eingesetzt werden?

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