Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 300
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0300
Hecker" mit offenen Armen empfangen. Von Tischen und Bänken der
Wirtshäuser herab seien die aufreizendsten Reden gehalten worden, um die
Leute auf das Morgenroth der Republik vorzubereiten, das mit dem Einbrechen
der Freischaaren . . . hereinbrechen solltet Und wirklich hätten sich
ihrer 15 im Wirtshaus zum Bären in Schramberg verabredet, zum Hecker zu
ziehen.^

So wird von dieser Seite die geplante Aktion zugunsten der Heckerschen
Freischaren bestätigt. Wenn aber Schramberger, Schiltacher und Haslacher
sich damals verabredeten und Hecker zuziehen wollten, dann liegt hier ein
bemerkenswertes Beispiel für eine grenzüberschreitende Initiative zwischen
badischen und württembergischen Anhängern eines revolutionären
Vorgehens vor. Sie dürfte durch das Bekanntwerden der Niederlage
Heckers nicht zustande gekommen sein, doch mag es auch an einer massenhafteren
Beteiligung gefehlt haben. Darauf läßt jedenfalls die von der
Amtsbehörde in Schiltach alsbald durchgesetzte vollkommene Ruhe
schließen. Die dort erfolgten polizeilichen Untersuchungen erreichten
außer den namhaft gewordenen Ludwig Wilhelm und Jakob Friedrich Vogt
nur noch einen Mann namens Christian Schillinger, gegen den wegen Teilnahme
am Hochverrat ermittelt wurde.42 Auch von Lehengericht ist nur
ein Christian Zanger aktenkundig geworden, der im August 1848 wegen
Teilnahme an hochverräterischen Unternehmungen verhaftet war.43

Gegen die Auffassung, daß hier eine Anzahl Betrunkener verabredet habe,
den sogenannten Befreiern zuzuziehen44 oder daß dies nur „einige Heißsporne
" waren, die „ihrem Herzen Luft machen wollten",45 steht jedoch
der deutlich sichtbare Organisationsversuch zur gemeinsamen Aktion.
Wohl hatte die hiesige Umsturzpartei um Ludwig Wilhelm Ende April
1848 auf den Auszug der Schiltacher „Wehr-Mannschaft" gehofft, der
Hecker-Zug war ja seinerseits „auf die Zuzüge des in Bürgerwehren bewaffneten
Volkes ausgerichtet".46 Genau dagegen dürften sich die vom
Hornberger Amtmann erteilten nöthigen Anordnungen, daß von Schiltach
niemand wegzog, gerichtet haben, die hier offensichtlich auch befolgt wurden
. So wird auch von daher deutlich, daß hier höchstens eine kleine mit
Hecker sympathisierende Umsturzpartei bestanden haben kann.

Im benachbarten Wolfach nahm man jedoch die Nachricht über einen revolutionären
Zug der Schiltacher so ernst, daß der Gemeinderat zusammentrat
und ein Schreiben an das Bürgermeisteramt Schiltach richtete: Man
möge von dem geplanten Zug absehen und das gute Einvernehmen zwischen
beiden Städten nicht stören 47 Als Reaktion auf den „Hecker-Zug"
gab es im Land größere Truppenbewegungen und Einquartierungen, von
denen man auch in Schiltach betroffen war: Von Ende Mai bis Ende Juli

300


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0300