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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 310
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Consorten geziert. Als Sammelplatz aller unruhigen Köpfe, die dort ihre
revolutionären Pläne auskochten galt behördlicherseits jedoch der „Engel",
sein Wirt Christian Wolber wurde als Wühler bezeichnet.82 Hier wurde offenkundig
im liberal-demokratischen Sinne politisiert, so daß sich auch in
diesem Fall die Feststellung eines Zeitgenossen bestätigt, daß Wirtschaften
nichts anderes waren als „Werkstätten der Politik".83 Der Engelwirt Christian
Wolber engagierte sich auch direkt für die Revolution, hatte er doch
1848 flüchtende württembergische Aufständische bei sich aufgenommen,
versteckt und ihnen dann zur Flucht verholfen, und er war 1849 am Aufstand
bedeutend beteiligt}4.

Im Februar oder März 1849 war der Hornberger Diakonus Adolf Gerwig,
„eine der interessantesten Gestalten der mittelbadischen Revolutionsjahre
",85 in Schiltach, um (wie in Hornberg und Gutach) einen Volksverein
zu gründen.86 So bestand auch hier eine solche Organisation der badischen
Demokraten, über die weitere Nachrichten jedoch fehlen. Wenn die antirevolutionäre
Bezeichnung „Wühler" die im Volksverein Engagierten meinte
, dann waren es wiederum Bürgermeister Isaac Trautwein und der Engelwirt
Christian Wolber (beide später als solche bezeichnet), die in Schiltach
auch diesbezüglich führend waren.

Lehengericht und die Mai-Ereignisse 1849

Anders als in Schiltach, war man in Lehengericht Mitte Mai zuerst nicht
bereit, wie Ein Mann in den Kampf zu ziehen. Der Lehengerichter Gemeinderat
, der seine Sitzungen in Schiltach hält, weil die Gemeinde Lehengericht
vor und hinter Schiltach liegt, beschloß bei dem Ausbruche der Revolution
im Gegenteil, das erste Aufgebot nicht marschieren zu lassen. Da
geschah es, daß, wie es später amtlicherseits heißt, aufgehetzte Schiltacher
Weibsleute sich drohend mit Stöcken vor das Ratszimmer (begaben), um
den Gemeinderath Lehengericht zu bestimmen, das erste Aufgebot doch
marschieren zu lassen}1

Diese Aktion zweier junger Schiltacherinnen war nicht nur erfolgreich -
die Lehengerichter marschierten dann doch ab -, sie erregte auch Aufsehen
, zumal über sie in der ,Karlsruher Zeitung' zum 17. Mai 1849 berichtet
wurde: Als ein Theil der zum Abmarsch aufgebotenen Mannschaft. . . zögerte
, fortzuziehen, wurde derselbe von hiesigen Mädchen angefeuert, und
da dieses Nichts helfen wollte, bewaffneten sie sich mit Stäben und der
Drohung, daß das schwächere Geschlecht den Muth haben werde, ihn thät-
lich an seine Pflichten zu erinnernd Es wurde später amtlicherseits festgestellt
, daß der Fabrikaufseher Müller von Lehengericht dies in aufreizender
Form in die Karlsruher Zeitung einrücken hieß}9

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