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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 349
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kandidierte 1832 und wurde in Rippoldsau als Bürgermeister gewählt,
blieb im Amt bis 1839; es ist nicht feststellbar, warum er dann für zwei
Jahre aussetzen mußte - 1841 wurde er wieder Bürgermeister und blieb es
bis 1844, wurde abgelöst durch Athanasius Armbruster. Dieser Wechsel
anno 1844 war wie ein Signal: Der neue Bürgermeister war der größte und
reichste Bauer in Rippoldsau, der Herr vom „Wellesimonshof" vor Dollenbach
. 1829 war dort der alte Bauer Mathias Welle gestorben, die Erbtochter
Katharina machte den Schapbacher Athanasius Armbruster zu einem
„Waldfürsten"; mit ihm zusammen genoß sie ihren immensen Reichtum,
fuhr zur Kur nach Wildbad, kleidete sich ein in Straßburg; sie feierten zusammen
mit der großherzoglichen Familie, Großherzogin Stephanie besuchte
sie auf ihrem Hof. Hansjakob hat dies alles sehr farbig beschrieben,
vor allem wie dieser maßlose Lebensstil letztlich den größten Hof im oberen
Wolftal dem Ruin zutrieb15. - 1844 freilich war diese Katastrophe des
Athanasius Armbruster noch nicht abzusehen, noch bekam er das politische
Vertrauen der Mehrheit. Aber im Frühjahr 1848 erreichte der Geist
des Aufbegehrens, der Rebellion, der Wunsch nach Veränderung, nach
Freiheit - was immer sie auch sein mochte - auch das schöne Tal am Fuße
des Kniebis. Der Großbauer wurde abgewählt - Lorenz Schmid, der Gütler
, trat wieder an. Man kann sich dessen Genugtuung, seinen persönlichen
Triumph ganz gut vorstellen, als er wieder zum Bürgermeister gewählt
wurde.

Initialzündung aus Frankreich

Die politischen Verhältnisse bzw. Entwicklungen gaben seit 1832 viel
Grund für Verärgerung und Mißmut, vor allem gegen die Bürokratie, die
Selbstgefälligkeit der Verwaltungen, die kleinkarierte Reglementierungssucht
, die die eben nicht gewachsenen Strukturen in einem „vereinheitlichten
Staatsbewußtsein" im badischen Stiefel-Territorium ersetzen wollte
, für Alemannen, Franken, Kurpfälzer usw. zementieren sollte. In Baden
spürte man außerdem, daß der alte Reformgeist konsequent von
außen, vom „Bund", von Metternich abgebremst wurde. Als dann aber
erstmals 1845 - und in den folgenden Jahren verstärkt - es durch Mißernten
zu einer rapiden Verschlechterung der allgemeinen Lebenslage kam,
zu großer Teuerung und vielfacher Not und Verarmung, auch zu bösen
Spekulantentum, da gab es Proteste, erste Krawalle. Die großherzogliche
Regierung glaubte, dies alles noch steuern zu können, als sie z.B. am 25.
Oktober 1847 - einen Monat nach „Offenburg"! - in scharfem Ton die
Beachtung der „Feierabendstunde" wieder zur Pflicht machte. Zum Protest
aus purer Not kam nun auch der Spott und die politische Stimmungsmache
.

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