Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 353
(PDF, 129 MB)
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„Erkenntnisse" auch im oberen Wolftal

Gab es im oberen Wolftal Sympathisanten der Revolution? - Ja. Verdächtigt
wurde Johann Baptist Bauer, Hauptlehrer an der Klösterle-Schule; er
stammte aus Altglashütten, hatte 1846 mit Consens des Bezirksamtes
Wolfach Susanna Hermann aus Bärental geheiratet, in Rippoldsau Bürgerrecht
erworben und Anerkennung gefunden. Aber er hatte auch den
„Volksführer", herausgegeben von Friedrich Hecker, abonniert, und die
großherzogliche „Posthalterey" im Badort hatte dies gehorsamst nach
Karlsruhe gemeldet. So erschien der Name Bauer nun immer wieder auf
den Listen22 politisch suspekter Menschen im öffentlichen Dienst. Aber
Lehrer Bauer konnte in seinem geliebten Dienstort bleiben, verhielt sich
i.ü. ruhig, überlebte als braver Bürger, starb 1859.

Verdächtig war auch der Fürstlich-Fürstenbergische Revierförster Franz
Karl Ganter, Sohn des F.-F. Försters Ganter aus Unterbaldingen, seit 1845
in Rippoldsau im Dienst, seit 1847 verheiratet - auch er in Folge bezirksamtlichen
Consens - mit Magdalena Fehrenbacher aus Hausach. 1848/49
nahm er offensichtlich klar Partei, wir finden seinen Namen nun auf den
Listen betr. die Herstellung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
nach Unterdrückung des jüngsten hochverräterischen Aufstandes,
denn: Ganther zu Rippoldsau benimmt sich sehr zum Nachteil der Regierung
. Er, sowie überhaupt die Forstbediensteten, könnten sehr günstig auf
die vielen Taglöhner einwirken, mit denen sie im Verkehr stehen. Ganter
tut dieses aber nicht, sondern hetzt noch dazu gegen die Wohlhabenden
und Gutgesinnten auf. Er ist ein Bruder des berüchtigten Pfarrers Ganter
im Seekreis! Ja, der Bruder Ferdinand Ganter, Jahrgang 1810, Pfarrer in
Volkertshausen bzw. in Meßkirch, war Mitglied des „Volksvereins" in
Meßkirch und einer der Initiatoren für den „Heckerzug" von Konstanz aus
- das reichte ja wohl aus, auch den Bruder verdächtig zu finden. Aber auch
er hat in Rippoldsau gut überlebt, ist dort bis 1877 als Forstverwalter tätig
geblieben und war der allgemeinen Anerkennung sicher23.

Aber da war eben noch Lorenz Schmid24, der Bürgermeister, der 1848 wieder
das Sagen hatte in der Gemeinde, der auch Kontakte suchte mit denen,
die nun politisch etwas in Bewegung bzw. zumindest durcheinander brachten
. Dem Zivilkommissär der selbsternannten provisorischen Regierung
soll er gemeldet haben, der alte Badbesitzer Balthasar Goeringer sei in
ganz besonderer Weise gegenüber dem Großherzog und seiner Regierung
loyal; vorgeworfen wurde ihm, er habe Goeringer gar zur Flucht genötigt,
sogar zweimal. Vor allem aber habe er auch württembergische Freischärler
nach Rippoldsau eingeladen, die dort - bei gastlicher Aufnahme und guter
Verpflegung - neue Verhältnisse schaffen sollten. Schon sehr ungewöhn-

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