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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 363
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Im „Nachmärz"

Es gibt Porträts von Großherzog Leopold aus seinen letzten Lebensjahren,
die seinen verdüsterten Seelenzustand scharf gezeichnet haben. Noch immer
bzw. wieder „von Gottes Gnaden Großherzog von Baden" schrieb er
im August 1849 an sein Volk41: . . . Im zwanzigsten Jahre Meiner Regierung
, auf die ich mit reinem Gewissen zurücksehe, hat der schmerzvollste
Aufruhr, den die deutsche Geschichte kennt, Mein Land mit Unglück und
Schaden bedeckt. . . Zurückgerufen durch meine Regentenpflichten betrete
ich mit dem Gefühle des bittersten Schmerzes, aber trotz erfahrenen Undankes
mit unvertilgbarer Liebe für das Wohl des Landes den Boden Meines
angestammten Thrones und erflehe vor Allem den Beistand Gottes zur
Lösung Meiner schweren Aufgabe . . . Auch der Freiburger Erzbischof von
Vicari schrieb am 29. Juli 1849 in einem Hirtenbrief42: Nachdem nun Gott
glorreichen Sieg verliehen der gerechten Sache, die Regierung unseres
vielgeliebten Großherzogs, des milden und gütigen Vaters des Vaterlandes,
wiederhergestellt, und die gesetzliche Obrigkeit zur Beruhigung und Friedung
des Landes ihre Wirksamkeit begonnen, drängt es Uns, in gegenwärtigem
Sendschreiben einiger Hirtenworte an Euch, geliebteste Bisthumsangehörige
zu richten. Eure Gemüter werden, so hoffen Wir, hinlänglich beruhigt
sein, um ein Wort des Friedens Christi zu vernehmen ....

Aber Leopold war krank und kraftlos, am 24. April 1852 starb er. In den
Schulbüchern war schon 1854 zu lesen43: Die Revolution von 1848 und
1849 verursachte dem edlen Fürsten viel Leid; er wurde veranlaßt, sein
Land, dem er so viel Gutes erwiesen, zu verlassen und kehrte erst wieder
zurück, als die Empörung unterdrückt war. Der Nachmärz sorgte für Beruhigung
, im wesentlichen geräuschlos. Hansjakob ist wieder unser Gewährsmann
; er spottete ja z. B. über das Massen-Rasieren; die Bärte als
Symbole rebellischer Gesinnung sollten rasch wieder verschwinden, jeder
wollte ,glatt' sein, ehe die Preußen kämen. Seine Bilanz44: Wir waren bekehrt
zu Untertantentreue, bekehrt durch die Gewehrläufe der Preußen . . .
Es triumphierten wieder die Fürsten und die ,Rückwärtserei' in ganz
Deutschland. Zu einer ersten spürbaren Amnestie kam es 1857 aus Anlaß
der Geburt eines Thronfolgers, 1858 kam der junge Großherzog Friedrich I.
erstmals auch mit großem Gefolge ins Bad Rippoldsau, begleitet u.a. von
Großherzogin Stephanie. 1862 gab es einen gewissen Abschluß der „politischen
Säuberung": Baden, fest traditionsverbunden, wurde wieder in vielen
Bereichen vorbildlich; manche kritisierten, es sei ein typisches Land
der Unteroffiziere und Kanzleidiener geworden. Daß Badener damals in
großer Zahl emigrierten, ist belegt; vielleicht waren es 80 000 im Jahrzehnt
nach der Revolution, nicht alle verließen ihre Heimat aus Gründen der gescheiterten
Revolution. Die große USA-Emigration erfolgte übrigens erst

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