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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 368
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vorzugehen, und nach einem kurzen, lockenden Traum kehrte die alte Zeit
mit den meisten ihrer Rückschritte zurück . . . Die Führer schlössen zu vorschnell
von sich und ihrer Begeisterung für rein republikanische Grundsätze
, Rechte und Pflichten, mit denen sie sich durch ihr Studium befreundet
hatten, auf andere, die solche nicht einmal verstanden und nicht selten
mißdeuteten. Kurz, eine Deutsche Republik war auch im Badischen nicht
populär . . . Verspätet und dennoch nicht gereift, vorhergesehen und nicht
vorbereitet, schon vom ersten Augenblick an den nächsten Urhebern und
dem Volke selbst über den Kopf gewachsen . . .

Und ein zweiter Mann, der die Entwicklung jener Jahre direkt erlebt hat,
sei hier zitiert: Albert Förderer ist 1828 in Rastatt geboren, erlebte als Primaner
die revolutionären Ereignisse in seiner Heimatstadt, studierte Theologie
, wurde am 15. Juni 1862 als erster katholischer Stadtpfarrer nach der
Reformation in Lahr investiert, war später Mitglied des Landtags und
schrieb u.a. die „Erinnerungen aus Rastatt 1849" (er wurde übrigens 1889
von einem fanatisierten Anarchisten ermordet). In seinen „Erinnerungen"52
lesen wir: Ein Jahr wie 1849 darf nicht der Vergangenheit anheimfallen.
Eine krampfhafte Bewegung wie die bei Geburtswehen hatte damals das
deutsche Volk ergriffen. So wie bisher, das war damals die öffentliche Meinung
, könne es nicht weitergehen. In Frankfurt tagte das erste deutsche
Parlament. . . Den Entschlossenen' ging das alles zu langsam . . . Sie versuchten
, die große Zeitfrage praktisch in Angriff zu nehmen . . . Baden, das
als Angrenzer Frankreichs den übrigen deutschen Staaten immer um einige
Pferdelängen voraus war, wurde als Versuchsstation ausgewählt; von hier
aus sollte die Lawine über ganz Deutschland sich in Bewegung setzen. In
Rastatt hat die große Freiheitsbewegung ihren tragischen Abschluß gefunden
.

Albert Förderer ist zuzustimmen: 1848/49 darf nicht der Vergessenheit anheimfallen
. Aber wir wollen auch nicht zulassen, daß historische Rückbesinnung
durch Romantik und Folklore ersetzt wird, mit einer verfälschenden
Erinnerungskultur und zu vielen erfundenen „Denkwürdigkeiten".

Anmerkungen

1 Vgl. das „Marbacher Magazin 1848/49" zu diesem Thema, Sonderheft 1998: Nicht
Magd mit den Knechten. Emma Herwegh - eine biographische Skizze. Bearbeitet von
Michail Krausnick. S. 5.

2 Bader, Karl Siegfried: Baden und die Badische Heimat. In Heft 4/1959, S. 315 der
Zeitschrift „Badische Heimat".

3 So die Presseerklärung des Stuttgarter Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und
Kunst, Nr. 150/1998.

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