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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 374
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haus besitzt fünf Traveen mit Kreuzrippengewölben, die Vierung ist sterngewölbt
. Das niedrigere eingezogene Chorhaus hat zwei Vorehorjoche und
einen 5/8 Schluß. Die Mittelschiffwände ruhen auf Rundpfeilern, die Dienste
der Mittelschiffgewölbe erwachsen aus Baldachinen über Heiligenskulpturen
. Im Westen des Mittelschiffs und in jedem Querhausarm befindet
sich eine Empore mit einer reich verzierten Maßwerkbalustrade. Obergaden
und Chor besitzen dreibahnige Maßwerkfenster, die Seitenschiffe
vierbahnige. Die Strebepfeiler des nördlichen Seitenschiffs sind nach innen
gezogen.

Die Doppelturmfassade besteht aus zwei fünfgeschossigen Türmen, die einen
zweigeschossigen übergiebelten Mittelbau rahmen, der den Chor von
1517 aufnimmt. Die Türme werden von einer umlaufenden Maßwerkgalerie
mit Eckwarten und schlanken, achtseitigen Helmen bekrönt. Die drei
unteren Geschosse des Südturmes bestehen aus hammerrechten Bruchsteinen
und gehören, wie erwähnt, der Romanik an.

Die Werkmeisterbücher und ihre Autoren

Die spätgotischen Werkmeisterbücher, die im 15. und 16. Jahrhundert in
Süddeutschland und dem heutigen Österreich verfaßt wurden, bilden die
älteste Fachliteratur, die von deutschen Architekten geschrieben wurde. Sie
beschäftigen sich mit dem Entwurf und der Ausführung von Sakralbauten.
Insgesamt sind sechs Bücher erhalten, von denen drei als Drucke und drei
als Handschriften vorliegen. Das älteste Exemplar ist das „Wiener Werkmeisterbuch
", das aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Diese
ältesten architekturtheoretischen Schriften der nachantiken Zeit entstanden
gleichzeitig mit der Ottersweierer Pfarrkirche und auch in der selben Region
wie diese. Damit bieten diese Bücher, die ich in meiner Kölner Magisterarbeit
(1984) und meiner Aachener Dissertation (1988) untersucht und
ediert habe, einen hervorragenden Ansatz zur Rekonstruktion des spätgotischen
Gotteshauses. Der Vergleich der Proportionslehren der Werkmeisterbücher
mit der in Süddeutschland und dem heutigen Österreich im 15. und
frühen 16. Jahrhundert realisierten Sakralarchitektur in meiner Dissertation
hat große Übereinstimmungen zwischen Theorie und Praxis nachgewiesen.
Auf dieses Thema wird noch ausführlich eingegangen.

Die Autoren der Werkmeisterbücher sind bis auf eine Ausnahme gotische
Architekten, in zeitgenössischen Quellen meist „magister operis" oder
„Werkmeister" genannt, weshalb ich in meiner bereits erwähnten Magisterarbeit
den Begriff „Werkmeisterbücher" in die Kunstwissenschaft eingeführt
habe. Im Gegensatz zum modernen Architekten erhielt der Werk-

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