Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 399
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0399
Der Gewölberippen des Ottersweierer Chores haben eine Breite von 11
Zentimetern und eine Ausladung von 20 Zentimetern und entsprechen damit
den Forderungen Lechlers nahezu. Die Rippen sind fast doppelt so
lang wie breit, außerdem entspricht ihre Breite fast einem Sechstel der
Chormauerbreite (0,6 Meter), also dem Maß, das die „Unterweisungen"
für den großen Kreuzbogen angeben.

Das Dach

Zum Thema Dächer äußert sich alleine das „Wiener Werkmeisterbuch".
Das Dach des Langhauses wird mit Hilfe der Triangulatur konstruiert. Die
Außenabmessungen des Mittelschiffs bestimmen die Seitenlängen eines
Dreiecks, das Form und Höhe des Daches vorgibt: Item will du habez die
reyssümg aus dem dryangel als ich vorgeschribez hab das selby dach in ein
dryangel auf das hoch werck. Sehr kurz und ungenau sind die Angaben des
Werkmeisterbuches zum Thema Turmhelm. Es ist von einem achtseitigen
Helm die Rede, dessen Proportionierung nicht näher erläutert wird. Die
Bauaufnahme der Großherzoglichen Baugewerke-Schule zeigt den romanischen
Chorturm mit einem vierseitigen Pyramidendach. Ob der Turm im
16. Jahrhundert im Rahmen des Kirchenneubaus einen später wieder entfernten
achtseitigen Helm erhalten hat, ist nicht nachzuweisen, aber dies ist
eher unwahrscheinlich.

Die Bauaufnahme zeigt auch, daß das Dach des spätgotischen Chores ein
Pultdach war, das sich an den romanischen Chorturm anlehnte. Lediglich
über dem Polygon gab es ein niedriges Walmdach. Weil St. Johannes der
Täufer kein vollständiger gotischer Neubau sondern lediglich die Erweiterung
einer romanischen Chorturmkirche war, ließen sich im Fall des Chordaches
offensichtlich keine architekturtheoretischen Idealvorstellungen
realisieren. Beim Langhausdach kann allerdings davon ausgegangen werden
, daß es mit Hilfe der Triangulatur konstruiert wurde. Das zweischiffige
Langhaus war in seinen Außenabmessungen 12,6 Meter breit, also etwa so
breit wie lang. Ein gleichseitiges Dreieck mit einer Seitenlänge von 12,6
Metern hat eine Höhe von 10,91 Metern. Dies ist die Höhe des Ottersweierer
Langhausdaches. Die bereits erwähnte dritte Einkerbung, die an der
Westseite des Chorturms durch das gotische Satteldach verursacht wurde,
weist auf eine Dachhöhe von über zehn Metern hin, was zeigt, daß die
Bauregeln des „Wiener Werkmeisterbuches" umgesetzt wurden.

399


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0399