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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 444
(PDF, 129 MB)
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. . . Anno 1698 auf den heiligen Johannes Tag ist derfried herauß kommen,
der zwischen dem Römischen Kaiser und dem König in Frankreich . . . Got
erhalt den lang!

Sowohl die Kirchenbucheinträge wie auch die Anmerkungen des Kirchenpflegers
Kaspar Schaub sind trockene und dürre Angaben. Aber welches
Leid verbirgt sich dahinter! Man muß diese Menschen wirklich bewundern
- keine Verzweiflung, keine Resignation. Kein Gedanke daran: „man kann
es nicht verantworten, in solchen Zeiten Kinder in die Welt zu setzen!"
Vielmehr ein großes Gottvertrauen: „Gibt Gott ein Häschen, gibt er auch
ein Gräschen." Und Gott ist und bleibt der Herr der Geschichte, er wird alles
wieder zum Guten lenken! 1714 hörte mit dem Tod Ludwigs XIV der
Krieg und damit das Elend auf. Die Leute konnten aufatmen und sich 20
Jahre des Friedens erfreuen. Ein ungeheurer Lebenswille brach sich Bahn,
ein unvorstellbarer Wiederaufbau begann, vergleichbar mit den Jahren
nach 1945.

Als Anhang einiges zum religiösen Leben in Niederschopfheim, besonders
von den Prozessionen. So war in den Bittagen die Prozession in auswärtige
Pfarreien, so nach Zunsweier, Hofweier und in die Leutkirche. Ob die
Leutkirche nicht eine uralte Verpflichtung war aus der Zeit, wo Oberschopfheim
und Niederschopfheim eine Markgemeinschaft und damit ein
Kirchspiel waren mit der Leutkirche als Pfarrkirche?

An Christi Himmelfahrt: circa bannunm, um den Bann. Bei dieser Prozession
wurde der Pfarrer von der Gemeinde entlohnt, weil das Allerheiligste
mitgetragen wurde.

An Fronleichnam-Prozession mit dem Allerheiligsten „in et extra bannum"
in und außerhalb des Bannes. Auch da wurde der Pfarrer wegen des Allerheiligsten
von der Gemeinde entlohnt.

Am Pfingsttag wurde eine Prozession nach Hofweier durchgeführt. Und an
Mariä Heimsuchung mit Hofweier und Zunsweier zusammen nach Weingarten
. Anscheinend ging diese Prozession auf ein Gelübde zurück. Denn
um 1800 hatte Pfarrer Siebert in Straßburg um die Erlaubnis nachgesucht,
diese Prozession umändern zu dürfen in eine Ortsprozession. Nur wenn ein
Gelübde vorlag, mußte die bischöfliche Erlaubnis eingeholt werden, das
Gelobte zu ändern.

Die Prozessionen in Niederschopfheim, Hofweier, Schutterwald, also in der
ehemaligen Herrschaft Binzburg, wurden in den 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts in die uns noch bekannten Flurprozessionen umgewandelt.

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