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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 467
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0467
Sozialstruktur der Glashütte

Die Glashütten der damaligen Zeit waren genossenschaftlich organisiert.
Gegenüber dem Landesherrn hatte der Ober- oder Hüttmeister die Stellung
eines Vogtes, der die Bewohner nach außen vertrat. Der Pachtzins und andere
Abgaben wurden entsprechend den Anteilen der Mitbesitzer gemeinschaftlich
aufgebracht. Innerhalb der Hütte arbeitete aber jeder Meister auf
eigene Rechnung, er besaß seinen eigenen Arbeitsstand und beschäftigte
eigene Arbeiter. Benötigt wurden Holzhauer, Fuhrknechte, Pottaschesieder
und Schürer, die in Tag- und Nachtschichten das Feuer des Glasofens
unterhielten und bewachten. Die Meister kauften ihre Rohmaterialien und
ihre Werkzeuge selbst ein und hatten jeweils eigene Lehrjungen. Diese waren
fast ausnahmslos die Söhne oder nahe Verwandte der Meister.

Die Anteile der einzelnen Meister an der Hütte entsprachen der Anzahl der
Stände am Glasofen, die in ihrem Besitz waren. Im Regelfall hatte ein
Glasofen zehn Öffnungen zur Entnahme der heißen Glasmasse aus je einem
Glashafen. Vor jeder Öffnung befand sich ein Arbeitsstand zur Erzeugung
der Glaswaren. Häufiger besaß ein Meister mehrere Stände, an denen er
teilweise andere Glasmacher in seinem Auftrag beschäftigte. Die Glashütte
Mittelberg wurde 1698 von zwei Meistern gegründet, 1702 trat ein dritter
ein und nach 1722 waren immer sechs Meister Besitzer von zusammen
zehn Arbeitsständen16. Dabei ist nachweisbar, daß die späteren Eigentümer
fast ausnahmslos mit den drei Erstbesitzern verwandtschaftlich verbunden
waren und als Söhne oder Schwiegersöhne Hüttenanteile erbten. Nur einmal
, nämlich 1751, konnte ein nicht zur „Sippe" gehörender, auswärtiger
Glasmeister (Johannes Meyer) einen Stand ersteigern, mit der Auflage, die
Mutter sowie die Kinder des verstorbenen Vorgängers zu versorgen17. Familiäre
Verbindungen zwischen den Glasmachern sowie den Bauern- und
Handwerkerfamilien der umliegenden Dörfer beschränkten sich zunächst
auf relativ wenige Patenschaften bei Taufen sowie hin und wieder auf die
Wahrnehmung des Zeugenamtes bei Trauungen. Die Ehepartner der Glaserkinder
stammten teilweise aus der Glashütte selbst, in den ersten Jahrzehnten
nach der Hüttengründung kamen sie jedoch zu einem hohen Prozentsatz
aus Südschwarzwälder Glashütten, dem Herkunftsgebiet der Hüttengründer
. Im Völkersbacher Kirchenbuch sind als Herkunftsorte der Ehepartner
genannt: St. Blasien, Knobelwald (St. Peter), Neustadt, Rotwasser
(Altglashütten), Falkau/Saig, Gündelwangen (Bonndorf), Lenzkirch, Villingen
. Erst in einer späteren Phase des Glashüttenbestandes sind Heiratsverbindungen
in die umliegenden Dörfer häufiger, umgekehrt finden sie
jedoch nicht statt18.

Dies ist keine Besonderheit der Mitteiberger Glashütte, sondern war allge-

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