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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 591
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0591
redakteur der Tageszeitung „Dernieres Nouvelles de Strasbourg". Neben
Jacob arbeitete für dieses Blatt auch Karl-Friedrich Gröhl, der sich Anfang
1933 ebenfalls in Straßburg niedergelassen und eine Wohnung auf
dem „boulevard de la Victoire" Nr. 13 bezogen hatte. Gemeinsam versuchten
die beiden, in Straßburg eine (angeblich) „trotzkistische" Partei
aufzubauen, so zumindest der Bericht eines Polizeispitzels18. Damit dürfte
eine sozialistisch-kommunistische Sammlungsbewegung gemeint sein,
eine Partei des „Dritten Weges". Jacob hat das gemeinsame Projekt so beschrieben
:

Formierung einer neuen, einheitlichen sozialistisch-kommunistischen Partei
(...). Die Ansätze sind da, suchen Verbindung miteinander und arbeiten
nach Uebereinkunft: ehemalige Kommunisten, ehemalige Sozialdemokraten
, Arbeiterjugend, Frauen von allem, Mitglieder der kleinen Gruppen,
wie KP-0 und SAP - alles findet sich zusammen ...19

Doch auch dieses Projekt scheiterte20. Mehr Erfolg hatte Jacob dagegen
mit einer anderen Gründung: einem Verband der „Deutschen Liga für
Menschenrechte" (DLM). Die pazifistische Organisation war in Nazi-
Deutschland verboten und im Exil wiedergegründet worden, zunächst in
Prag und Paris, dann auch in Straßburg. Sie verfügte über etwa 25 Mitglieder
, alles deutsche Emigranten. Sie trafen sich von 1933 bis 1935 jede Woche
in dem noch heute populären elsässischen Restaurant: „La Bague d'or"
in der „rue de l'Eglise" Nr. 7, nur wenige Schritte von der Redaktion der
„Dernieres Nouvelles de Strasbourg" entfernt.

Den Vorsitz übernahm zunächst Berthold Jacob. Sein Stellvertreter und
Nachfolger im Amt war Alfred Falk, der ehemalige Leiter der „Republikanischen
Beschwerdestelle" in Berlin, der sich im März 1933 ebenfalls in
Strasbourg niedergelassen hat (176, route des romains, Stadtteil „Koenigs-
hoffen")21. Den beiden gelang es, einen engen Kontakt zur Straßburger
Sektion der französischen „Ligue des droits de l'homme et du citoyen" um
Professor Cerf aufzubauen. 1934 starteten sie eine gemeinsame Kampagne
, um dem deutschen Publizisten Carl von Ossietzky (1889-1938), der
von den Nazis nach dem Reichstagsbrand in ein KZ gesperrt worden war,
den Friedensnobelpreis zu verleihen.

Ihre Bemühungen wurden 1936 von Erfolg gekrönt. Der schwerkranke Ossietzky
wurde daraufhin wenigstens in ein Krankenhaus verlegt. Doch es
war bereits zu spät. 1938 starb er an den Folgen seiner Haft. Die Straßburger
Gruppe hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelöst. Chronischer
Geldmangel22, das Mißtrauen der französischen Polizei23, aber vor allem
das persönliche Zerwürfnis von Jacob und Falk hatten dazu geführt. Jacob

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