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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 649
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Anfang und Ende der Gipsmühle hingen aufs engste mit der Person von
Christian Wahl zusammen. Er war sicher ein tüchtiger Landwirt, sonst hätte
er nicht das beträchtliche Kapital zum Bau der Mühle zusammen bekommen
. Darüber hinaus hatte er auch Unternehmergeist , denn er hatte es
gewagt, dieses Kapital gewerblich arbeiten zu lassen. Seine Schwäche bestand
aber darin, daß er in seinen Entschlüssen zu sehr Bauer blieb und
nicht die nötige Weitsicht des Kaufmanns besaß, um auch dort Geld einzusetzen
, wo die Zinsen desselben lange auf sich warten lassen. Konkret ist
damit die Art gemeint, mit der er die Mühle betrieb, d. h. der Umstand, daß
in der Mühle niemand wohnte, weder er, noch eine Hilfskraft. Die Inanspruchnahme
der Mühle war nach ihrer Gründung sicher gering. In dieser
Situation hielt Wahl es offenbar für überflüssig, eine dauernde Arbeitskraft
bereit zu halten. Den größten Teil des Tages nur auf Kundschaft zu warten
und nichts zu tun, schien dem Bauer widersinnig. Ein Kunde aber, der in
der Mühle niemand antraf, kam sicher kein zweites Mal. Dieses Sparen am
falschen Ende ließ offenbar die Mühle nicht richtig in Schwung kommen.
Dazu kommt noch, daß durch die dauernde Anwesenheit einer Hilfskraft
das häufige Überlaufen des Baches in den Wald hätte vermieden werden
können, ein Umstand, der letzten Endes zum behördlichen Aus der Mühle
führte.

Vielleicht war aber auch der Kreis der potentiellen Kundschaft zu klein
(Einzugsgebiet!). Dann aber wäre das Vorhaben von vornherein zum
Scheitern verurteilt gewesen. Diesen Umstand zu beurteilen, ist schwierig
und enthält immer ein großes Risiko. Christian Wahl dürfte wohl diesen
wirtschaftlichen Rückschlag verkraftet haben.

Über den genauen Standort der Mühle bekommen wir Aufschluß durch eine
von Beisenherz gezeichnete Karte, die dieser seinem Gutachten (1811)
beilegte. Ein Ausschnitt aus den topographischen Karten 1:25 000 (Blätter
7313 und 7314) möge den Ort kennzeichnen. Der Platz wurde mit Bedacht
gewählt. Er ist die Stelle des Baches, wo dieser dem Dorf Muckenschopf
am nächsten kommt, ein Ort, der zudem den Vorteil hatte, daß er über einen
gut ausgebauten Feldweg erreichbar war.

Die Beisenherzsche Karte gibt aber nebenbei noch eine weitere, interessante
Information: Sie beweist, daß der westliche Waldrand der Strieth zwischen
Rittgraben und Gipsmühle den Verlauf der alten Acher markiert (vor
der schnurgeraden Korrektion im 18. Jahrhundert). Der Bruchgraben, der
vom Bruchwald kommend auf ein Waldeck der Strieth stieß, wurde dort
von der alten Acher aufgenommen, die erst unterhalb der Gipsmühle in die
neue Acher einmündete.5

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