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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 135
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Erwin von Steinbach: vom Steinhauer zum Mythos

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uns mächtig in die Wolken bohrt, in dieser endgültigen Gestalt entworfen
zu haben. Wennschon es ihm nicht gegönnt war, das herrliche Werk zu
vollenden. Er hatte den entscheidenden Impuls gegeben.

Es ist ja jenem anderen genialen Baumeister der Neuzeit, Gaudi, nicht
besser ergangen, auch er durfte die Kirche der Sagrada Familia in Barcelona
nicht vollenden. Solche riesigen Werke zu Ende zu führen, dazu genügt
eben ein Menschenleben nicht. Kathedralenbauer wetzen sich an den aufgetürmten
Felsen ab. Als der Turm, 1439, sich endlich in seiner ganzen
Pracht den erstaunten Augen der Straßburger darbot, ruhte Meister Erwin
schon seit über hundert Jahren unter den Steinen, die er hatte aufrichten
helfen.

Vom Steinmetzen zum Baumeister

Daß Meister Erwin in Straßburg gelebt und gewirkt hat, daß er in dieser
Stadt gestorben ist und begraben liegt, das ist erwiesen. Sein Name wurde
vielleicht noch zu seinen Lebzeiten in den Stein gemeißelt: „Die 1682 abgebrochene
Marienkapelle zwischen Kanzel und Lettner, hat die Inschrift
getragen: 1316 aedificavit hoc opus magister Erwin. Der Hauptteil dieser
Inschrift ist auf einem Stein in der Sammlung des Münsterbauamtes erhalten
." (Hans Weigert)

1316 war zudem für Erwin ein schicksalschweres Jahr. In diesem Jahr
nämlich verschied seine Gattin, die im Münster bestattet wurde. Ein weiteres
Zeugnis lautet:

„Unter ihm (gemeint ist hier Bischof Konrad von Lichtenberg, AdR),
wurde zwei Jahre nach vollständiger Beendigung des Langhauses, das
große Werk eines neuen Facadenbaues begonnen, zu dem am 25. Mai 1277
feierlich der Grundstein gelegt ward." (A. Woltmann)

Grandidier, der elsässische Historiker, berichtet über diese Grundsteinlegung
nichts besonders Erfreuliches. Der Bischof schritt dreimal um das
große Gebäude, um das Grundstück zu weihen. Sodann hub er an der nordwestlichen
Ecke, also gegenüber dem heutigen Kammerzellhaus, drei
Schaufeln Erde aus und gab damit das Zeichen zum Beginn der Arbeit. Sofort
entbrannte ein so heftiger Streit zwischen drei der anwesenden Meister
, die sich darum balgten, wer die Ehre haben sollte, mit der Schaufel in
der Hand die begonnene Aushebung durch den Bischof fortzusetzen, daß
kurz nach Beginn des Streites einer der drei Meister tot zusammenbrach, er
war mit der Schaufel zusammengeschlagen worden. Groß war die Bestürzung
unter dem Volk. Der Bischof ließ sofort die Arbeit unterbrechen. Sie
wurde erst nach 9 Tagen wieder aufgenommen.

„Eine Inschrift, die bis in das vorige Jahrhundert am Hauptportal stand,
also zur Zeit bis etwa der Revolution in Frankreich besagte: Anno Domini
mille duo centum septuaginta Septem, in die beati Urbani hoc gloriosum


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