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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 139
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Erwin von Steinbach: vom Steinhauer zum Mythos

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mannigfaltem Schmuck in die Höhe, zieht die Augen des Beschauers mehr
und mehr und erfüllt sie durch sein Spiel mit süßer Ergötzlichkeit."

Leider sollte das Schicksal unbarmherzig dazwischenfahren als ein neuer
Brand, 1298, das fertige Langhaus verwüstete. Dieser Brand fügte nicht
nur dem Münsterbau schweren Schaden zu, er legte einen Teil des Stadtviertels
westlich des Münsters in Schutt und Asche. Nicht weniger als 315
Häuser wurden eingeäschert. Dieser Brand war durch die Fahrlässigkeit
eines Troßknechtes Kaiser Albrechts von Habsburg verschulddet worden.
Als der Kaiser sich nach dreimonatigem Aufenthalt verabschiedete, ließ
besagter Knecht eine brennende Kerze im Pferdestall stehen, die das herumliegende
Stroh in Brand steckte. Das Feuer griff rasch um sich, übertrug
sich auf die Aufzugsseile, von da auf das Gerüst und schließlich auf den
Dachboden.

Es blieb dem Meister keine andere Wahl: schweren Herzens mußte er
sich dem Wiederaufbau des Langhauses zuwenden, die Arbeiten an der
Fassade wurden eingestellt.

Doch wurde diese neue, unvorhergesehene Arbeit für Erwin zur Gelegenheit
, sein geniales Talent unter glänzenden Beweis zu stellen. Er nahm
nämlich bei der Wiederherstellung des Langhauses kühne, wesentliche
Veränderungen vor, die sich rasch als Verschönerungen im Sinne seiner in
Frankreich erworbenen Kenntnisse erwiesen. Specklins Aufzeichnungen
lassen in dieser Hinsicht keinen Zweifel offen. Sie wurden 1836 durch
Prof. Schneegans und noch etwas später durch Adler bestätigt, dem wir eine
Rekonstitution des Erwin-Planes der Westseite des Münsters mit den
zwei von Erwin geplanten erträumten Türmen verdanken; danach schuf
Erwin noch eine Marienkapelle, die leider verschwunden ist: „Das letzte
was Erwin schuf, war endlich ein kleiner Einbau im Langhaus, die Stadtkapelle
oder Marienkapelle welche neben der Kanzel in das Mittelschiff
vorsprang und den frühgotischen Lettner zum Teil verdeckte . . . Sie war
ein Kleinod an eleganter Durchführung und reicher Dekoration, wurde
aber nach der Einnahme Straßburgs, im Jahre 1682 von dem Bischof Egon
von Fürstenberg . . . samt dem frühgotischen Lettner abgebrochen."
(A. Woltmann)

Nun ging es für den alternden Meister, der das fünfundsiebzigste Jahr
bereits überschritten hatte, langsam dem Ende zu. Am 1. August 1316 hatte
er seine Gattin Husa verloren, er überlebte sie nur um anderthalb Jahr.
Er starb am 17. Januar 1318. Im Werkbuch der Münsterloge allerdings
wurde dieser Tod erst am 19. eingetragen. Vor seinem Tode hatte Erwin
dem Münsterbauamt sein Pferd, sein Lineal, seinen Kompaß sowie eine
kleine Rente vermacht. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß
Kaiser Rudolf I. von Habsburg der Maurerloge des Straßburger Münsters
1276 die volle Autonomie gewährt hatte. Damals wurde das Frauenhaus
Sitz der Bauverwaltung und Wohnsitz des Baumeisters. Dieser verdiente


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