Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 150
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Bernhanl Uttenweiler

In einem erst kürzlich entdeckten Hinweis auf eine Urkunde vom 16.
September 1448 über eine Klage wegen der Waldnutzung auf Ettenheimer
Bann vor dem Straßburger Notar findet man neben anderen Ettenheimer
Namen auch einen Ludwig Knoblotzer, Schulmeister zu Euenheim6. Zusammen
mit dem Heidelberger Universitätseintrag von 1486 ist dies nun
das zweite Dokument, in dem der Name Knoblochtzer in Verbindung mit
Euenheim erscheint, wenngleich in anderer Schreibweise. Da jedoch Heinrich
Knoblochtzer in Drucken von 1478, 1482 und 1483 seinen Namen
ebenfalls „Knoblotzer", also ohne „ch", schrieb7, wobei es noch weitere
Varianten gibt, spricht manches dafür, daß er der Sohn des Ettenheimer
Schulmeisters ist.

Das Geburtsjahr von Heinrich Knoblochtzer, das wir nicht kennen, wird
in der Neuen Deutschen Biographie auf 1445 geschätzt8. Die Einrichtung
einer kostspieligen Druckerwerkstatt im Jahr 1476 - in diesem Jahr erschien
sein erster Druck - und die Herstellung sowie die Finanzierung der
benötigten Lettern setzen neben Unternehmungsgeist und Wagemut auch
ein entsprechendes Alter voraus. Es ist daher durchaus denkbar, daß sich
Heinrich Knoblochtzer etwa im Alter von etwa 30 bis 31 Jahren an die
Gründung seiner Werkstatt machen konnte. Folglich kann man von 1476
zurückrechnend sehr wohl 1445 als sein Geburtsjahr annehmen, und so
wäre im Gutenberg-Jahr 2000 auch der 555. Geburtstag des aus Euenheim
stammenden Frühdruckers zu feiern.

Die Zahlenspielerei, die sich immerhin in einem zeitlich realistisch abgesteckten
Rahmen bewegt, ist damit nicht beendet und geht mit der Ermittlung
des Todesjahres weiter. Wiederum liefert uns die Neue Deutsche
Biographie ein rekonstruiertes Datum und stellt fest, daß Knoblochtzer erst
nach 1501 gestorben sein kann, da in diesem Jahr seine letzten in Heidelberg
gedruckten Werke erschienen sind9.

Obwohl Knoblochtzer in Straßburg als Drucker tätig war, ist er dennoch
nicht Bürger der Stadt geworden. Das Straßburger Bürgerbuch enthält seinen
Namen nicht. Auch seine Frau dürfte keine Straßburgerin gewesen
sein, sonst hätte er das Bürgerrecht durch Heirat erworben10. Auf jeden
Fall wissen wir durch einen Eintrag im „Pflegerbuch", das im Straßburger
Stadtarchiv aufbewahrt wird, daß Knoblochtzer verheiratet war. Nach diesem
Dokument war seine Frau Anna wegen Aussatzes im Gutleuthaus der
Rothenkirche in Schiltigheim bei Straßburg untergebracht, wo sie allerdings
wegen ihres zänkischen Wesens 1479 wieder entlassen wurde".

Im Laufe des Jahres 1483 hatte Heinrich Knoblochtzer offensichtlich
mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Am 29. November mußte er mit
Michel Tischmacher aus Basel wegen seiner Schulden einen Vergleich
schließen, wonach er 1484 „auf St. Martins Tag 5 H basler Pfennige" hätte
zahlen sollen. Zuvor mußte er noch Sicherheiten geben, die im Wert um
ein Drittel höher waren als seine Schuld12.


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