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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 185
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Die Friedenspredigt in Peterstal 1650

185

Erhard (1607-1664) dürfte überhaupt sein bester Freund in der Straßburger
Zeit gewesen sein. Erhard war poetisch begabt und nahm mit Epicedien an
Todesfällen in Moscheroschs Familie Anteil. Moscherosch widmete ihm
das Gesicht ,Weiber=Lob' und das umfängliche Propemtikon ,Melanders
Abscheid und Philanders Glückwünschung' bei Erhards Wegzug von
Straßburg nach Augsburg, wo er, im Jahr 1651, das Amt des Ratskonsulenten
antrat. Auch die juristischen Kollegen Daniel Imlin und Ernst Heus waren
Moscherosch schon von Amts wegen, aber auch aus geistlicher Verbundenheit
in der Gesinnung der Reformbestrebungen der Kirchenleitung,
gut bekannt. Einem Sohn Imlins widmete er 1652 ein Leichengedicht. Bei
dem Tod der Ehefrau des Ernst Heus bekundete er in gleicher Weise sein
Beileid.30

Man darf davon ausgehen, daß von den Badewochen in Peterstal nach
der Rückkehr ins heimische Straßburg noch erzählt wurde. Spuren solcher
Erzählungen werden wohl in die Darstellungen Moscheroschs und Grimmelshausens
eingegangen sein.

/// Die Friedenspredigt

Dorsches Predigt, wir sagten es schon, ist von anderer Tonart als die Erzählungen
vom Leben im Sauerbrunnen in den satirischen und „simplicia-
nischen" Schriften. Dorsche zieht von Beginn an, in der ,Vorrede' an Christian
von Birkenfeld, die Register einer Bußpredigt von gewichtigem
Ernst. Er beginnt mit einem weit ausholenden Vergleich des Dreißigjährigen
Krieges mit der siebzigjährigen Bedrängnis des Volkes Israel durch die
assyrischen und die nachfolgenden neubabylonischen Herrscher, unter anderen
Nebukadnezar, zwischen ca. 650 v. Chr. und 590 v. Chr., der Zeit der
Zerstörung Jerusalems und der Wegführung der Israeliten in die babylonische
Gefangenschaft. Eine solche Technik der Parallelisierung aktueller historischer
Ereignisse mit alttestamentarischen Berichten war bei lutherischen
Predigern gang und gäbe. Auch Schmidt und Dannhauer bemühten
in ihren Friedenspredigten solche altjüdischen Exempel.31

Dabei geht es Dorsche um die Frage, in welcher Weise das jüdische
Volk nach den Berichten des Jeremia in seinen Drangsalen den Frieden
herbeigesehnt hat. In seinem ausgeprägten Hang zur logischen Systematisierung
unterscheidet Dorsche im wesentlichen vier idealtypische Haltungen
:

1) Solche Juden, die leichtgläubig sich falschen Hoffnungen auf einen nahen
Frieden hingegeben haben, darunter auch Propheten und Priester,
unter Berufung auf Jeremia 4,10: „Ach Herr / Herr / du hasts diesem
Volck und Jerusalem weit fehlen lassen / da sie sagten / Es wird Friede
bei euch / so doch das Schwert biß an die Seele reichet" („vani promis-
sores")


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