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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 214
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Zum Flurnamen ,Mur'

Ernst Schneider

Alt-/Mittelhochdeutsch muor n. bedeutet Sumpf, Morast, Moor, dazu das
Adjektiv mittelhochdeutsch muorec, muoric morastig, sumpfig. (Matthias
Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1, Sp. 2240). Badisches Wörterbuch
3, S. 695 nennt Mur m. n., mancherorts in Ortenau und Breisgau,
in wechselnden Mundartlautungen und örtlichen Bedeutungsschwankungen
vorkommend. Ergänzend werden Ortenauer Mur-Flurnamen aufgeführt
, so ein Gewann in Moos (Bühl), ein Waldstück nordwestlich von
Unzhurst, eine Wiese an der Acher südlich von Gamshurst. Historische Belege
werden aus Kippenheim (an dem murhe 1557; das muhr 1687; Lagebezeichnung
zwischen Bach und Muhr) und Steinach im Kinzigtal (ober
Mur, ob dem Mettel mur 1813) gegeben. Vermerkt wird, daß Mur als Flurname
besonders im westlichen Schwarzwald und in der Rheinebene verwendet
zu werden scheint. Badisches Wörterbuch 3, S. 696 f. nennt ferner
mehrere Mur-Bildungen wie Murboden, Murdistel, Murgrundel, Murhaue,
Murkresse, Murkolben (Übername), Murwadel, auch das Adjektiv murig.

Aufgrund des beschränkten Vorkommens von Mur-Namen dürften weitere
Nachweise, vor allem historische, erwünscht sein. Die folgenden Belege
ergaben sich aus der Sammlung von Flurnamen aus Gemarkungen des
früheren Landkreises Bühl/Baden. Diese Vorkommen werden in alphabetischer
Folge der Gemarkungen aufgeführt. Zunächst wird auf Bildungsweise
und Formen der Mur-Namen eingegangen.

Mur erscheint öfters allein stehend. Ebenfalls häufig sind die Grundwörter
, die zu Mur als bestimmendem Namenglied treten. Unter ihnen ist
Matte am häufigsten. Übersicht der Grundwörter: Acker, Bächlein, Berg,
Brüchlein, Brunnen, Bühn (Beunde), Enger (Anger), Gereut, Matte, Wald,
Weg. Als Grundwort begegnet Mur nur wenig. Zu nennen sind nähere Bestimmungen
nach der Zugehörigkeit oder dem Besitz (Abtsmur, Allmend-
mürle), nach der Bewachsung (Weidenmürle), nach der Lage (Ober-, Mittler
-, Untermur), wohl nach der Beschaffenheit (Füllenmur).

Zu den einzelnen Namenformen. Neben Mur kommen die diphthongierten
Formen Muer, auch Muor/Mur vor. Murr ist Einzelbeleg. Die Schreibweise
Muhr ist amtlich, erscheint aber auch in historischen Belegen. Müer
ist palatalisierte Form (ue > üe). Belegt ist auch die Verkleinerungsform
Mü(h)rl(e). Zu Mur wird mittels Suffix althochdeutsch - ahi die Kollektivform
Mürich, entrundet Mierich, althochdeutsch* muorahi, gebildet. Die
Bedeutung ist morastreiche Stelle.


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