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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 246
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Gerd Hirschberg

.. . Betr. Abschub von 5000 Juden aus Frankreich

Bei der Tagung der Judenreferenten im RSHA . . . am 4. 3. 1942 in Berlin
habe ich in ganz knapper Form Lage und Schwierigkeiten unserer Einschaltung
in Frankreich dargestellt. Dabei ging ich auch auf die Notwendigkeit
ein, der französischen Regierung einmal etwas wirklich Positives,
wie etwa den Abschub mehrerer tausend Juden vorzuschlagen. SS-Ober-
Sturmbannführer Eichmann hat. . . folgendes festgelegt:

Vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des OdS und des SD kann
jetzt schon in Vorverhandlungen mit der französischen Regierung eingetreten
werden wegen des Abschubs von rd. 5000 Juden nach dem Osten. Dabei
habe es sich zunächst um männliche, arbeitsfähige Juden, nicht über 55
Jahre, zu handeln. . . .

Die Folge dieser Entscheidung war, daß ab Juli 1942 die letzten Transporte
der deportierten Juden einsetzten, die mit Hilfe der Reichsbahn über
Drancy bei Paris direkt nach Auschwitz führten. Dazu das Protokoll einer
Dienstbesprechung in Paris vom 1. 7. 1942, unterzeichnet von SS-Hauptsturmführer
Dannecker und SS-Obersturmbannführer Eichmann:

. . . Es wurde festgestellt, daß das bisher vorgesehene Tempo (3 Transporte
zu je 1000 Juden wöchentlich) in Zeitkürze bedeutend gesteigert werden
muß, mit dem Ziel der ehebaldigsten restlosen Freimachung Frankreichs
von Juden. . . . Die Dienststelle in Paris hat dafür Sorge zu tragen,
daji das angegebene seinerzeitige Tempo im Interesse des reibungslosen
Ablaufs der Endlösung der Judenfrage beibehalten werden kann.

Den Transportzügen wurden Listen mitgegeben, in denen Namen, Vornamen
, Geburtstag, Geburtsort und Nationalität der in die KZ deportierten
Juden vermerkt waren. Im Buch „Le Memorial de la Deportation des Juifs
de France"23 hat der Journalist Serge Klarsfeld die Transportlisten und das
weitere Schicksal der Deportierten dokumentiert.

Als Beispiel ein Überblick über den Transport Nr. 17 vom 10. August
1942. Die Abfahrt des Zuges D 901/12 um 8.55 Uhr von Drancy nach Auschwitz
unter dem Kommando eines Feldwebel Krüger wurde per Telex
nach Berlin zu Eichmann gemeldet. Dieser Transport bestand fast ausschließlich
aus Deutschen: 997 Menschen, davon 525 Frauen und 472
Männer, von denen die meisten zwischen 46 und 60 Jahre alt waren. Der
Transport war in fast der gleichen Zusammenstellung am 6. August aus
Gurs nach Drancy gekommen. Drancy war Zwischenlager auf der Fahrt in
die KZ.

Bei der Ankunft in Auschwitz wurden 140 Männer und 100 Frauen für
die Arbeit selektiert und mit den KZ-Nummern 58.086-58.225 bzw.
16.637-16.736 gebrandmarkt, die übrigen 766 Überlebenden des Transports
wurden unmittelbar in die Gaskammern geschickt.

Im Jahr 1945 hatte nach Recherchen von Klarsfeld nur ein einziger von
diesem Transport überlebt, der am 19. 5. 1907 geborene Herbert Fuchs.


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