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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 253
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Bilder und Eindrücke von der Deportation der
Ortenauer Juden vor 60 Jahren (Oktober 1940)

Martin Ruch

„Der Vorgang selbst wurde von der Bevölkerung kaum wahrgenommen",
stand im Abschlußbericht an den Leiter des Sicherheitsdienstes, Heydrich.
Die Deportation vom 22. Oktober 1940 hatte sämtliche noch in Baden und
der Pfalz lebenden Juden betroffen, darunter auch die Juden der Ortenau.
Sie wurden morgens abgeholt, zusammengetrieben in verschiedenen Lagern
oder Hallen (in Offenburg war es die Turnhalle der Oberrealschule,
heute Schillerschule), und danach mit Lastwagen zu den Bahnhöfen gebracht
. Dort standen die Sonderzüge bereit, die sie in das Internierungs-
lager Gurs in Südfrankreich transportierten.

Allerdings: ganz unbemerkt war dieses Verbrechen nicht geblieben. Und
für die Ortenau konnten Gerhard Finkbeiner und Robert Krais
inzwischen sogar Fotos ausfindig machen, die mit versteckter Kamera in
Kippenheim aufgenommen wurden.1 Der Amateurphotograph Wilhelm
Fischer aus Dörlinbach im Schuttertal war damals zufällig in Kippenheim
unterwegs und wurde Zeuge der Zwangsdeportation. Heimlich fotografierte
er den Abtransport. Erschütternde Dokumente der Heimatgeschichte
.

Einer, der damals mit abtransportiert wurde, war Kurt S. Maier, der sich
Jahrzehnte später daran erinnerte: „... ich bin selbst darauf (Abb. 3) abgebildet
. Nach 55 Jahren kommen mir diese Photographien wie ein Traum vor.
Ich möchte dabei einige Sachen aufklären. Die Personen auf dem Bild der
Familie Maier sind von rechts nach links mein Vater Siegfried Maier, Kurt
Maier (10 Jahre alt), mein Großvater Hermann Auerbacher (er konnte kein
Gepäck tragen, denn er litt an einem Schlaganfall) und seine Frau, meine
Großmutter Sofie Auerbacher. Meine Mutter Charlotte Maier und mein
Bruder Heinz sind nicht auf dem Bild. Als es meinen Eltern befohlen wurde
, sich in wenigen Stunden reisebereit zu machen, haben sie ein Taxi nach
Freiburg geschickt, um meinen Bruder und mich abzuholen. Wir besuchten
damals die jüdische Schule in Freiburg, denn nach der Kristallnacht wurden
wir von der Volksschule in Kippenheim ausgewiesen. Ich kann mich nicht
mehr an die Soldaten auf dem Bild erinnern. In meinem Gedächtnis ist nur
das Bild auf dem Bahnsteig in Offenburg, wo wir auf einen Zug nach
Frankreich umgeladen wurden. Ich habe aber noch die SS- und Wehrmachtsoffiziere
auf dem Zug in Erinnerung. Ein Offizier sagte meinem


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