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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 259
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Bilder und Eindrücke von der Deportation der Orlenauer Juden vor 60 Jahren (Oktober 1940) 259

Ärzte schicken, die die betreuen sollten. Die waren morgens aus den Wohnungen
geholt worden und waren auf Lastwagen geladen worden und
machten hier eine Pause in der Turnhalle der Schillerschule. Und da sollten
wir als Ärzte hin."

Engelbert Heck, damals 12 Jahre alt, sollte im Auftrag seines Vaters der
Nachbarsfamilie Neu Lebensmittel in die Turnhalle der Schillerschule bringen
, und erhielt dabei von Herrn Neu einen Umschlag mit 200.- DM: Herr
Neu wußte, daß die Möbel der Deportierten versteigert werden sollten und
wollte über Heck einige Familienstücke retten. Als Engelbert Heck den Saal
der Schillerschule wieder verlassen wollte, hielten ihn SS-Leute auf, der Ju-
denbengel dürfe nicht mehr raus! Erst als der Junge zu weinen begann und
ihn anwesende Nazis erkannten, durfte er den Raum verlassen.12

Dr. Erwin Neu:

„Am Tage der Deportation der Offenburger Juden am 20.10.1940 war es
die unwürdige Aufgabe der Notare, die ihnen aufgezwungen war, die Juden
eine Einklärung für den Verzicht auf ihre Vermögen unterschreiben zu
lassen. Bei dieser Gelegenheit sagte Herr Notar Straub zu meinem Vater:
,Seien Sie weiterhin so mutig, glauben Sie mir, wenn ich könnte, ich würde
auch auswandern. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.' Und diese
Worte bekräftigte er mit einem festen Händedruck in Gegenwart der Gestapobeamten
."13

Elsa Weil:

„Im Oktober 1940 erschienen frühmorgens zwei Männer in Naziuniform in
meiner Wohnung und erklärten mir, daß ich und meine alte Mutter (83 Jahre
) innerhalb einer Stunde mit ihnen kommen müßen und daß wir nichts
weiter mitnehmen dürfen als einen kleinen Handkoffer mit den nötigsten
Utensilien, pro Person 5 Mark, aber keinerlei Aufzeichnungen oder sonstige
Papiere. Wir wurden von den zwei Männern streng bewacht und mit allen
übrigen Juden von Offenburg nach Frankreich in das Camp de Gurs
transportiert.

Allen mir gehörigen Hausrat mußte ich zurücklassen und es wurde mir
auch erklärt, daß ich mich mit keiner anderen Person telefonisch in Verbindung
setzen dürfe; ich wäre auch infolge meiner unsagbaren Aufregung
nicht dazu im Stand gewesen, einen Gedanken zu fassen, ich mußte nur dauernd
über mein und meiner alten Mutter gräßliches Unglück nachdenken."

Karl Glatt:

„1940 war ich bei meinem Vetter, Blechner Schwarz in der Gerberstr. 12,
beruflich tätig, ich hatte ja auch meinen Unterhalt zu verdienen und arbeitete
deshalb bei ihm im Büro. Und von dem Bürofenster aus (das Haus hat-


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