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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 300
(PDF, 123 MB)
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300

Michael Rudioff

Schlußbemerkungen

Die Freiburger Kirchenbehörde zeigte sich beim Bau der Rheinbischofs-
heimer Kirche nicht kleinlich. Zwar hatte man, da die gesamten Baukosten
auf einen mildtätigen Fonds übernommen wurden, darauf geachtet, daß
keine unnötigen Kosten entstanden, doch wurde eine solide ausgeführte
und für die Bedürfnisse in der Diaspora hinreichend große Kapelle errichtet
. Dieses Gotteshaus bot nun den Honauer Pfarrern die Möglichkeit, die
Seelsorge an den Katholiken des Hanauerlandes in der gewünschten Form
vornehmen zu können. Kamen die Gläubigen bisher so gut wie nicht nach
Hönau, so kam jetzt die Kirche zu ihnen.

Sieht man vom Finanziellen ab, hat man dieses Gotteshaus eindeutig
dem Honauer Pfarrer Ludwig Weiser, der als herausragende Priestergestalt
bezeichnet werden kann, zu verdanken.45 Ohne dessen ehrliches Bemühen
um eine verbesserte Seelsorge und ohne dessen Einsatz und Energie hätte
es wohl noch lange kein katholisches Gotteshaus im Hanauerland gegeben.
Als Pfarrer Weiser 1867 verstarb, stellte sich heraus, daß im Kauf- und
Tauschbuch von Rheinbischofsheim - also dem Vorläufer des Grundbuchs
- nicht die katholische Kirche, sondern Pfarrer Weiser persönlich als Eigentümer
des Bauplatzes eingetragen worden war. Der im Jahre 1858 abgeschlossene
Kaufvertrag wies als Käufer „Herrn Pfarrer Weiser in Hönau
, zum Bauplatz einer Kath. Kirche in Rheinbischofsheim" aus. Die beiden
Halbgeschwister des verstorbenen Pfarrers betrachteten jedoch weder
das Grundstück noch das daraufstehende Gotteshaus als Bestandteil der
Erbmasse und waren ohne weiteres bereit, das Eigentum auf den Katholischen
Kirchenfonds Rheinbischofsheim umschreiben zu lassen.

Im Jahre 1872, als der Abbruch der alten evangelischen Kirche in
Rheinbischofsheim bevor stand, mußte sich - wie gut zwanzig Jahre zuvor
die Katholiken - das evangelische Pfarramt darüber Gedanken machen, wo
sich die Gemeinde künftig zum Gottesdienst versammeln könne. Immerhin
wurde für die neue evangelische Kirche mit einer Bauzeit von 2 Jahren gerechnet
. Der evangelische Kirchengemeinderat von Rheinbischofsheim
richtete deshalb „an hochwürdiges Pfarramt die ganz erbetene Bitte,
Wohldasselbe wolle gefällig erwirken, daß uns die hiesige katholische Kirche
gutthatsweise für diese Zeit zum regelmäßigen Gottesdienst verwilligt
werden". Das Honauer Pfarramt unterstützte das Bittgesuch, und auch die
Freiburger Kirchenbehörde war ohne weiteres bereit, der Bitte zu entsprechen
. So kam es, daß während der Bauphase der heutigen evangelischen
Pfarrkirche in der katholischen Filialkirche Rheinbischofsheim an den
Sonn- und Feiertagen morgens zuerst der evangelische und anschließend
der katholische Gottesdienst gefeiert wurde. In Rheinbischofsheim wurde
somit in den 1870er Jahren ein Stück Ökumene vorgelebt, das für die damalige
Zeit durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden darf.


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