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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 336
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Ludwig Uibel

sehen Ämter führte den Titel „Special" (Dekan). Er leitete den rechtsrheinischen
Pfarrkonvent und führte neben dem Superintendenten Visitationen
durch.

Nach den Wirren des 30jährigen und des Niederländischen Kriegs ergaben
sich im Elsaß gravierende politische Veränderungen. Mit der Einsetzung
von Reunionskammern (1679) strebte der französische König Louis
XIV. die Oberhoheit über das ganze Elsaß an, die ihm im Frieden von Rys-
wijk (1697) auch völkerrechtlich zugestanden wurde. Der Graf von Hanau-
Lichtenberg wurde infolgedessen für seine unterelsässischen Landesteile
Vasall des französischen Königs, für die rechtsrheinischen Ämter erkannte
er die Oberhoheit des deutschen Kaisers an. Graf Johann Reinhard III. verstand
es, diesen Balanceakt zu praktizieren, indem er von Louis XIV. zwei
„lettre patent" erwirkte, die ihm eine beschränkte Souveränität zusicherten
(1701 und 1707)4 und ihm so ermöglichten, die gemeinsame Verwaltung
der gesamten Grafschaft wie bisher weiterzuführen. So blieb für die Lichtenauer
Buchsweiler der Regierungssitz und „Inland", während das benachbarte
Ulm „Ausland" war.

Die politischen und gesellschaftlichen Zustände waren während der Regierungszeit
des eben genannten Grafen (1691-1736) nicht die besten. Als
er das Licht der Welt erblickte (1665), waren gerade die schlimmsten Wunden
, die der 30jährige Krieg geschlagen hatte, in Heilung begriffen, als erneut
Kriegsscharen durch das Land zogen (Niederländischer Krieg
1672-1678). Auch der nächste, von Louis XIV. begonnene Pfälzische
Krieg (1688-1697) verheerte das Land. Lichtenau mit seinen Gerichtsorten
Scherzheim, Helmlingen und Graueisbaum (ohne Muckenschopf) wurde
total niedergebrannt (1689), nachdem es gerade nach der Zerstörung von
1632 notdürftig wieder aufgebaut war. Der Spanische Erbfolgekrieg
(1701-1714) folgte nach kurzer Atempause. In seinem Verlauf wurden in
Lichtenau sieben Häuser niedergebrannt.5 Während des nächsten Feldzugs,
des Polnischen Erbfolgekriegs (1733-1738), starb Joh. Reinhard III.
(1736). Dieser Krieg brachte Lichtenau keine Kampfhandlungen, aber
Truppendurchmärsche, Einquartierungen und Requisitionen. Während des
nachfolgenden Österreichischen Erbfolgekriegs (1741-1748) waren die
Verhältnisse ähnlich. Dieser fast 100jährige Kriegszustand mit den nur kurzen
Ruhepausen hatte das Land am Oberrhein zwischen Straßburg und
Fort Louis wirtschaftlich und gesellschaftlich ruiniert. Die Leute waren
verarmt, die Ressourcen verbraucht.

Nach dem Tode von Graf Joh. Reinhard III. ging die Erbfolge durch
die Heirat von desen Tochter Charlotte Christine an das Haus Hessen-
Darmstadt über.6 Mit der Übernahme der Landesherrschaft über das
Hanauerland sahen sich die Landgrafen von Hessen-Darmstadt vor die
Aufgabe gestellt, ihre neuen Untertanen aus dem allgemeinen Elend herauszuführen
.


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