Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 367
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0367
Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

367

den vierten Teil, das waren 15 Kreuzer. Kehls Antrag auf Zahlung der Gebühren
aus der Landeskasse wurde abgelehnt. Genehmigt wurde dagegen
die Bitte, die Gebühren „armutshalber" halbieren und zur Bekämpfung
des Bettelwesens in Kehl einen sogenannten Hatschier einstellen zu dürfen
. In der badischen Markgrafschaft wurden Hatschiere - vergleichbar mit
den späteren Gendarmen - normalerweise zur Aufrechterhaltung der Ordnung
und Sicherheit eingestellt. Sie sollten durch regelmäßige Streifen die
Hauptverkehrsstraßen sichern und wurden auch zur Bekämpfung des
Schmuggelhandels eingesetzt25. In Kehl hatten sie folgende Aufgaben, zu
deren Erledigung meistens ausgediente Soldaten herangezogen wurden:
Der Hatschier sollte die pünktliche Einhaltung des Feierabends in den
Wirtschaften überwachen, nach empfangenen Instruktionen die Einfuhr
von Wein und Früchten kontrollieren und auf Verstöße gegen das Bettelverbot
in den Straßen achten. Für diese Arbeit bezog er außer den schon
genannten geringen Straf- und Fanggebühren alle drei Jahre eine neue
Montur, das waren eine Hose und Stiefel im Wert von 20 Gulden. „Er muß
also", beklagte sich Amtmann Strobel, „sein Brot die meiste Zeit durch
Taglöhnen zu verdienen suchen, wodurch er seinen Pflichten nicht vollkommen
nachgehen kann. Sollte er hingegen alle die auf dem Bettel und Fechten
Betreffenden vorführen, so würde er in betracht des starken Durchlaufs
durch die Fanggebühren sich fortbringen können, allein dieses könnte die
Gemeindekasse nicht ertragen, da ohnehin die Ausgaben die Einnahmen
übersteigen. Mithin bringt er Mos dann und wann welche ein, wenn sich
die Fanggebühren zwischen 8 und 10 Gulden das Jahr belaufen"26.

Amt und Behörde einigten sich schließlich auf folgende Besserstellung:
Der Kehler Hatschier erhielt ein kostenloses Quartier, das sonst für sechs
Gulden jährlich vermietet wurde, und wurde von der Schatzungssteuer, in
seinem Fall 1 Gulden und 20 Kreuzer im Jahr, befreit. Außerdem erhielt er
einen Gulden Fanggebühren wöchentlich, ein Drittel von den gemeldeten
Frevelstrafen und die schon erwähnte Montur alle drei Jahre, alles aus der
Gemeindekasse. Aus der Staatskasse erhielt er zusätzlich 25 Gulden jährlich
. Somit kam der Hatschier auf einen Jahres verdienst von etwa 100 Gulden
. Der jährliche Lebensunterhalt für eine Person wurde in Kehl zu der
Zeit auf 150 Gulden angesetzt27. Der Kehler Amtmann bekam übrigens ein
festes Gehalt von 450 Gulden und er selbst bezifferte seine Nebeneinkünfte
aus Beteiligung am Einzug von Gebühren, Zuwendungen und Geschenken
einschließlich Vergünstigungen wie Gartenbenutzung und Jagdverpachtung
auf etwa 900 Gulden im Jahr28. Trotz unzureichender Bezahlung
und schlechtem Ansehen des Hatschiers gab es zahlreiche Bewerber um
diese Posten, die meistens als Nebenbeschäftigung ausgeübt werden mußten
, um die Existenz der Familie zu sichern. Besser als dem Hatschier in
Kehl erging es manchem seiner Kollegen, die per Pferd auf den Hauptverkehrsstraßen
unterwegs waren. Ursprünglich wurden die Fanggebühren in


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0367