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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 373
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Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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Einwohnern der Stadt Straßburg, kein Magazin oder Niederlag ihrer Kaufmanns
-Güter und Waaren zu Kehl zu haben; wie auch weder directe noch
indirecte an diesen Etablissements Theil zu nehmen, noch dieselbige auf
einige Art und Weise zu begünstigen ... by Straf wider diejenige welche
dem Inhalt gegenwärtigen Artikels nicht nachkommen würden, des Verlust
ihres Burger-Rechts, der Untersagung aller Handlung, und einer Geldbus
von Zweytausend Livres"49. Von diesen massiven Drohungen haben sich
jedoch nicht alle Straßburger abschrecken lassen. Unter den Fabrikanten
und Händlern, die sich künftig in Kehl niederließen, waren auch französische
Unternehmer.

Das Signal aus Frankreich war für die badische Seite jedoch Anlaß, die
in der Grenzstadt begonnene Entwicklung verstärkt fortzusetzen. Rochebrune
verfaßte 1774 ein zweites Gutachten mit dem sinngemäßen Titel
„Denkschrift über die verschiedenen Angelegenheiten, die für Kehl zu entscheiden
sind"50. Dieses Gutachten umfaßte 29 Punkte. Es ging u.a. um die
Auffüllung verschiedener Gräben, um Besoldungsfragen, Entschädigungsanträge
und Schlichtungsvorschläge in Streitfällen. Einige der Punkte waren
schon in der Denkschrift von 1772 enthalten, aber ohne Erfolg geblieben
. Sie wurden erneut vorgetragen und fanden jetzt Zustimmung. Neben
der Empfehlung zur Einrichtung von Lotterien war es der Vorschlag, Kehl
zur Stadt zu erheben. Die Verfügung des Markgrafen Karl Friedrich mit
dem entsprechenden Beschluß - festgehalten im vorliegenden Hofratsprotokoll
vom 3. August 1774 - lautete: „Aus bewegenden Ursachen wollen
wir gestatten, daß die uns zugehörige Veste Kehl fuerhin mit dem Namen
der Veste und Stadt Kehl beleget werde?1." Diese Verfügung trägt den Vermerk
„ab d. 24. August". Demnach haben die Kehler zu diesem Zeitpunkt
erfahren, daß der Markgraf Karl Friedrich ihre Gemeinde zur Stadt erhoben
hatte. Ihm zu Ehren wurde später die Hauptstraße in Carlstraße umbenannt
. Ein Fest hat es anscheinend nicht gegeben. Erst 1784, anläßlich der
Geburt des markgräflichen Prinzen Carl Friedrich, war es nach Angaben
eines in Kehl lebenden Zeitzeugen - dem Herausgeber des „Oberrheinischen
Hinkenden Bothen", Müller, - „das erstemal seit der Gründung der
Stadt Kehl, daß die Bürgerschaft aufzog"52.

Die Denkschrift von Rochebrune aus dem Jahr 1774 mit den Begründungen
zu seinen Vorschlägen ist leider nicht erhalten oder nicht auffindbar
. Das Hofratsprotokoll enthält neben dem schon vorgetragenen Beschluß
eine erste, durchgestrichene, also verworfene Version, aus der sich
Rückschlüsse auf die Begründung Rochebrunes für seinen Vorschlag ziehen
lassen. Sie lautet: „Wir haben vernommen, daß bei der immer von Tag
zu Tag sich mehrenden Bürgerschaft in Kehl dem dortigen commercio sehr
ersprieslich seyn dürfte, wenn der bisherigen Veste Kehl der Name einer
Stadt samt allen davon abhängenden privilegiis erteilet würde ... Wir erteilen
dahero hirmitt der Veste Kehl alle und jede einer Stadt zukommende


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