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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 375
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Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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durch eine hochfürstliche wenn auch verworfene Verfügung erteilt worden
waren, brachte eine 1788 angelegte Akte hervor. Sie trug den vielversprechenden
Titel „Die Freiheiten der Stadt Kehl betreffend"54. Diese Akte berichtet
jedoch lediglich von der damaligen Suche der Behörden nach der
Akte über „die der Stadt Kehl verwilligten Freiheiten und Begünstigungen
". Anlaß für diese Suche war eine Anfrage aus dem Amt Kehl wegen
der Gewährung von steuerlichen Vergünstigungen, die zwei Händler beantragt
hatten. Die zuständige Rentkammer wollte vor ihrer Entscheidung die
genannte Akte einsehen, um sich über die in Kehl geltenden Regelungen
zu informieren. Die Akte war nicht auffindbar und hat offensichtlich überhaupt
nie existiert. Denn nach Auskunft der markgräflichen Registratur
waren „Kammeracten von den Freiheiten der Stadt Kehl in der Geh. Registratur
niemals befindlich, es findet sich auch keine Spuhr, daß jemals Geh.
Raths Acten diese Freyheiten betreffend unter den baden-badischen oder
baden-durlachischen Geh. Raths Acten vorhanden gewesen wären". Die
Registratur legte stattdessen der Rentkammer zwei andere Akten vor, „mit
der Anzeige, daß darin verschiedenes sachdienliches enthalten" sei. Es
handelte sich dabei um die Akten zur Förderung des Bauwesens und des
Handels, die sich im Generallandesarchiv befinden und aus denen hier
schon ausführlich zitiert worden ist.

Das Kehl der 80er Jahre: eine aufblühende Stadt

Die Erhebung Kehls zur Stadt verhalf der Gemeinde zu weiterem Prestigegewinn
, der Zuzug von neuen Einwohnern und die Ansiedlung weiterer
Händler und Fabrikanten hielt an. So wurde in der sehr lückenhaften
Überlieferung für die Zeit vom Oktober 1783 bis Februar 1785 die Aufnahme
16 neuer Bürger registriert55. Zwischen 1775 und 1790 sind in den
Akten elf weitere Ansiedlungen oder Eröffnungen dokumentiert, darunter
Fabriken für Seidenherstellung, Strickerei, Porzellan, Tabak, Stärke, Goldschmiedearbeiten
und Silberdraht, eine Garnfärberei, eine Schweizerei,
ein Leihhaus, eine Waren- und zwei Klassenlotterien56 sowie drei Druckereien57
. Der größte und bekannteste Betrieb war zweifellos die Literarisch
-Typographische Gesellschaft des Dichters, Unternehmers und Abenteurers
Caron de Beaumarchais. Von 1781 bis 1791 wurden in den zu
Werkstätten umfunktionierten ehemaligen Festungsanlagen u.a. die in
Frankreich verbotenen Werke von Voltaire und Rousseau gedruckt. Etwa
160 Mitarbeiter mit ihren Familien, überwiegend aus Frankreich stammend
, waren hier beschäftigt und genossen genauso wie das ganze Unternehmen
vertraglich abgesicherte Privilegien und Steuervergünstigungen,
die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob sich positive Auswirkungen auf
die wirtschaftliche Entwicklung Kehls ergeben haben. Diese nach übereinstimmender
Ansicht der Zeitgenossen „außerordentliche Unterneh-


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