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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 383
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Festung, Stadt und Dorf Kehl 1771 bis 1815: Aufstieg, Blütezeit und Untergang

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her übergangenen Beschwerden jetzt zum Anlaß für Dienstvisitationen.
Das Resultat war eine Veränderung der Dorf Kehler Verfassung zugunsten
der Dorfgemeinschaft. Beispielsweise sollte der Amtsschultheiß künftig
ein „tüchtiger, redlicher und angesehener Bürger des Orts" sein. Er sollte
nicht wie bisher durch die Herrschaften bestellt werden, sondern die Dorfgemeinschaft
sollte maßgeblich durch eine Vorauswahl beteiligt werden.
Der bisherige, in der Dorfgemeinschaft nicht gern gesehene und ortsfremde
Amtsschultheiß Blümel wurde abgesetzt. Da ihm aber von Seiten der
Kommission trotz schwerer Belastung durch die Gemeinde „nichts erhebliches
" nachzuweisen war, wurde er nicht entlassen, sondern mit der Stelle
des Amtsschreibers abgefunden, in der er auf „die Leitung und Verfassung
des Ortes keinen direkten Einfluß" habe. Außerdem wurde die Besoldung
einiger Ämter angehoben, damit diese Beamten keinen Anlaß hätten,
„unnötige Geschäfte zu machen, nur um Gebühren zu kassieren", an denen
sie ja beteiligt waren.

Auch in anderen Bereichen wurden Mängel festgestellt und abgeändert.
Im Polizeiwesen existiere zwar „manche gute Verordnung, aber man befolgt
sie nicht". So werde zum Beispiel „das Tanzen in Kehl übertrieben
und mancher opfert bei einer einzigen Gelegenheit zuweilen 6-8 Gulden
auf... Wir haben daher den zweiten Tanztag aufgehoben und die Tanzzeit,
die bisher die ganze Nacht dauerte, auf Nachts 11 Uhr eingeschränkt". Bei
Kindstaufen werde mittags und nachts gezecht, „und so dauern die verderblichen
Gelage fast 24 Stund". "Das Dorf Kehler Schulwesen ist in
dem äußersten Zerfall, die Schuldiener sind elend und die Aufsicht
schlecht. Das höchste was die Kinder lernen können, ist, erbärmlich lesen,
noch schlechter schreiben und elend rechnen ... Wer mehr lernen wollte,
hätte den freien Willen, er mußte es aber außerordentlich bezahlen. Im 12.
bis 13. Jahr entließ man die Knaben aus der Schule."

1796: Bericht des Amtmanns Strobel über „die traurige Beschaffenheit
Kehls "

Größere Auswirkungen als die Französische Revolution sollten die ihr folgenden
Kriege auf Kehl haben. Einer fast 60 Jahre andauernden Friedenszeit
(seit 1736), an deren Ende Kehl wirtschaftlich, gesellschaftlich und
kulturell aufgeblüht war, folgte die Periode der sogenannten Koalitionskriege
und die Ära Napoleon. Dieser Zeitraum zwischen 1793 und 1815
sollte zu einem der größten Einschnitte für die Geschichte Badens - mit
glücklichem Ausgang - und auf lokaler Ebene für die Geschichte Kehls -
mit bösem Ende - werden. Aus der kleinen Markgrafschaft wurde das
Großherzogtum Baden, aus Kehl ein Trümmerfeld.

Baden war Bestandteil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation
mit dem österreichischen Kaiser Leopold an der Spitze. Die Markgraf-


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