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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 403
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Gottlieb Bernhard Fecht (1771-1851)

Gerhard Lötsch

Vor mehr als 30 Jahren, im Ortenau-Jahrbuch 1967, veröffentlichte Wilhelm
Gräßlin seinen Aufsatz über den Korker Dekan Gottlieb Bernhard
Fecht. Das Revolutions-Gedenken gibt Anlaß, sich dieses Mannes zu erinnern
, der wie wenige das Schicksal der heute weithin vergessenen badischen
Reformer verkörperte. Geduldig, durch staatliche Schikanen weder
verbittert noch entmutigt, setzten sie ihre ganze Kraft ein, den Absolutismus
der Monarchen mittels der „Constitution", der „Verfassung", in
Schranken zu weisen - um am Ende dann doch zu scheitern.

Die Kriege, die der französischen Revolution folgten, ließen das Hanauerland
„Unbeschreibliches" leiden.1 Im Jahre 1808 wies Napoleon den badischen
Großherzog Karl Friedrich2 an, Kehl an Frankreich abzutreten.3
Am 16. März des Jahres berief der Fürst den Pfarrer von Graben, Gottlieb
Bernhard Fecht, zum Special4 und Pfarrer nach Kork.5 Am 10. Mai 1808
zog Fecht in die neue Gemeinde6 und begann im August, seine „Diöcese"
zu visitieren: die Dörfer Hesselhurst, Legelshurst, Eckartsweier, Auenheim
, Kehl, Sand, Willstätt, Kork und schließlich, am 15. November,
Neumühl.

Im ersten Teil des im Februar 1809 ausgefertigten „General Visitations
Berichts"7 verglich Fecht die Sittlichkeit des Volkes mit dem Ackerboden
des Landes: Dieser ist auffallend verschieden, meist aber derb, schwer,
kraftvoll und erfordert, wenn er nicht statt der Früchte ungemein viel üppiges
Unkraut bringen soll, ungemeinen Fleiß und eine starke Hand. - Verleitet
durch das Beispiel der älteren fürstlichen Diener der vorigen Regierung
, und irregeführt durch die alles Höhere und Übersinnliche verspotte-
tende Behauptungen der Militärs und der Schreiber, hatte ein großer Teil
den Glauben an die christliche Religion und, wie es besonders beim Volk
zu gehen pflegt, zuletzt alle auch die natürliche Religion aufgegeben. In öffentlichen
Häusern wurden Religion und ihre Verkündiger verspottet.

Die erlittene Not dämpfte den Spott. Fecht schrieb: Ich nutzte diese Gelegenheit
, um mit aller Wärme die Notwendigkeit und Vortrefflichkeit der
Religion zu lehren. Ich gestehe es, daß weil ich wußte, daß ein großer Teil
meiner Zuhörer sich bloß zur Unterhaltung in der Kirche eingefunden hatte
, ich selbst ihrem Hang nachgab, und mehr als es sonst die Simplicität
der Religion erlaubt, durch Blumen und Bilder sie einstweilen in die Kirche
lockte. An ihre Freude suchte ich wieder die ersten religiösen Uberzeugungen
anzuknüpfen und schritt erst zum Positiven, als ich die Zuhörer von
der Notwendigkeit der christlichen Religion aus dem Innern ihres Herzens


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