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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 404
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Gerhard Lötsch

und ihren bisherigen traurigen Erfahrungen überzeugt hatte. - Im Blick
auf die „Spötter, der Religion" sagte Fecht8: //; hiesiger Gemeinde hat seit
den ersten ernstlichen Auftritten, die ich mit Leuten dieser Art hatte, niemand
mehr gewagt, Unglauben und Religionsverachtung zu predigen. Das
Lavieren gegen solche Menschen taugt nichts; hat man mit Liebe und
Sanftmut Freunde durch Vorstellung zu gewinnen gesucht, so muß man der
entschiedenen Bosheit, dem Teufel, auf den Kopf treten.

1809 überschritten französische Heere den Rhein zum Feldzug gegen
Österreich. Als Sieger kehrte Napoleon im Februar 1810 zurück. Das Amt
Kork ordnete an, für ihn die Straßen des Hanauerlandes durch Feuer zu erleuchten
. Am 5. März reiste Napoleons junge Braut Maria Luise auf ihrem
Weg nach Paris durch Kehl. Großherzog Karl Friedrich starb in der Nacht
vom 10. auf den 11. Juni 1811. Ein Jahr nach seinem Tod mußten 7166 ba-
dische Soldaten, unter ihnen viele Hanauer, mit Napoleon nach Rußland
ziehen. Der Rückzug im russischen Winter wurde zur Katastrophe. Die Badener
deckten am Ostufer der Beresina die Flucht der geschlagenen Armee
. Ende Dezember 1812 erreichten noch 42 Offiziere, 111 Unteroffiziere
, 15 Spielleute und 369 Mannschaften deutschen Boden, von denen aber
nur ein Teil zurück nach Baden kam.9 Vielleicht haben die Pelzmützen der
Hanauer Tracht ihren Ursprung in den Pelzkappen, welche die Überlebenden
aus Rußland mitbrachten.

In der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wurden
Napoleons Weltmachtsträume zerschlagen. Eine ungeheuere Freiheits- und
Einheits-Begeisterung ergriff alle deutschen Stämme und verschmolz in
heute kaum mehr vorstellbarem Maß nationale mit religiösen Gedanken. -
Am 20. November wechselte Großherzog Karl, der Thronfolger seines
Großvaters Karl Friedrich, die Front und trat der Allianz gegen Napoleon
bei.

Russische Regimenter rückten am 23. Dezember in das Hanauerland
ein. Am 14. Januar 1814 übernahm Markgraf Wilhelm, ein Bruder des
nachmaligen Großherzogs Leopold, das Kommando über die badischen
Truppen, die zusammen mit den Verbündeten Kehl und Straßburg belagerten
. Die Hanauer Bauern mußten die Belagerer in Quartier nehmen und
Schanzarbeiten für sie verrichten. „Die Menschen am Oberrhein erlebten
noch immer Politik als „Schicksal, dem man sich fügen mußte."10 Fecht
teilte das Schicksal der Kranken, Hungernden, Verzweifelten, Verbitterten.
In einer Eingabe an den Kaiser in Wien wies er darauf hin, daß die aus der
zerstörten Stadt geflohenen Kehler den vergangenen Winter in Gruben und
Erdlöchern überlebt hätten, auf Dachböden eng mit Soldaten zusammengepfercht
. Viele seien ansteckenden Krankheiten zum Opfer gefallen.11
Sein Hilferuf verhallte.

Als am Karfreitag 1814 die Franzosen einen verzweifelten Ausfall aus
der belagerten Festung unternahmen, stand Fecht inmitten der Kämpfen-


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