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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 408
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408

Gerhanl Lötsch

Die II. Kammer lehnte den Militärhaushalt ab. Der Regent schickte die
Abgeordneten nach Hause. Gottlieb Bernhard Fecht aber hatte sich die
Gunst des Regenten ein für allemal verscherzt. Am 14. März 1823 übermittelte
ihm das Innenministerium eine „Höchste Entschließung"22: Seine
Königliche Hoheit der Großherzog haben sich, in Beachtung mehrerer
Berücksichtigungen, gnädigst bewogen gefunden, den Dekan Fecht zu Kork
seiner Dekanatsstelle zu entheben, und zu befehlen, daß derselbe bei erster
sich ergebender Gelegenheit auf eine Pfarrei in dem Main-Tauber-Kreis
oder in den Neckar-Kreis baldmöglichst versetzt werde. - Die Ungnade
wurde dadurch gemildert, daß die vorgesehene Versetzung in eine entlegene
Pfarrei nicht stattfand.

Großherzog Ludwig starb am 30. März 1830. Sein Halbbruder Leopold,
der nach ihm den Thron der Großherzöge von Baden bestieg, übertrug das
Dekanat Kork wieder dem Pfarrer Gottlieb Bernhard Fecht. Als Abgeordneter
für den Wahlbezirk Kinzigtal gehörte er dem Landtag von 1831 an,
über dem der Schatten des reaktionären Ministers Friedlich Karl Landolin
von Blittersdorf lag. Seine Erfahrungen hinderten Fecht nicht, sowohl für
die Freiheit wie auch für die Monarchie - die konstitutionelle Monarchie -
einzutreten. In der Debatte über die Pressefreiheit rief er am 13. Oktober
183123: Vom konstitutionellen Deutschland soll man nie wieder sagen können
, es liegt wieder zu den Füßen des Absolutismus; darum muß im konstitutionellen
Geiste fortgehandelt und dem Volk gegeben werden, was ihm
gehört. Es wird keinen Schritt weiter gehen, und nicht mehr verlangen; die
Throne stehen sicher. - Ich bin deshalb ruhig, hoffe aber auch, die Regierung
werde uns geben, was sie uns verheißen hat. - Wie anders hätte Badens
Geschichte verlaufen können, hätte Blittersdorf nicht jede freiheitliche
Regung „hochmütig, junkerhaft abstoßend" bekämpft?24

Ein ruhiger Lebensabend im Kreis seiner Familie und seiner Gemeinde
war Fecht nicht beschieden. 1841 wurde er wieder als Abgeordneter in die
II. Kammer gewählt. Auch als alt gewordener Mann, in unruhiger werdender
Zeit, erhob er seine Stimme für die Freiheit - und für die Ordnung, die
Constitution. Bei der zweiten Offenburger Volksversammlung am 19. März
1848 ergriff er das Wort25, „das ihm freilich laut genug zu führen sein Alter
versagte. Er sei kein Pfaffe, sondern ein Verkünder der Wahrheit. So
wolle er auch jetzt die Wahrheit sagen: Wir alle haben gefehlt durch
Knechtssinn, statt dem göttlichen Ebenbild treu zu sein, waren wir kriechende
Würmer. Er danke Gott, der ihn diesen Tag habe erleben lassen".

Vierzehn Tage später, am 2. April 1848, am Tag der großen Acherner
Volksversammlung, zu der auch viele Hanauer strömten, bat Gottlieb Bernhard
Fecht um Pensionierung. Die Radikalen, denen er im Weg stand, hatten
das Ohr des Volkes gewonnen. Öffentlich antwortete Fecht ihren Verleumdungen
; aus seinen Worten sprach Resignation:26 Ich, der Verkündiger
des Evangeliums, kein Pfaffe, d. h. kein unwürdiger Geistlicher, der sein


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