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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 414
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Gerhard Finkbeiner

Ihr Bürger, helft mir, ich bitte, ich bitte, helft mir meine Ehre retten,
gebt mir meine Ehre wieder.

Wir wollen nicht davon sagen, daß derselbe beständig vor dem Wahlzimmer
sich aufhielt und durch ein Mitglied der Wahlcommission, den
Gemeinderath Eustachius Durst von Seelbach, sich öfters zum Fenster hinaus
Zeichen geben ließ, ob die Wahl für die von ihm unterstützten Candida-
ten gut stehe oder nicht, was ihn öfters bewogen haben soll, selbst fort zu
gehen, um noch mehr Stimmende zu holen. Hiervon, wie gesagt, sprechen
wir nicht, jedoch müssen wir folgende Thatsachen, welche durch die Abhör
der genannt werdenden Personen bewiesen werden können, anführen.
L. Schullehrer Ludwig Eberenz ist Lehrer und wohnhaft in Reichenbach;
Symphorian Rottmann wohnt in Burgheim bei Lahr und Jacob Fischer
wohnt in Kuhbach. Diese Drei sind zwar Bürger von Seelbach, sie sind
aber in dem Wahlorte nicht angesessen, weshalb wir glauben, daß dieselben
nach § 43. Nr. 3. der Wahlordnung in Seelbach nicht wählen
durften, was sie aber dennoch gethan haben.

2. Georg Linsenmayer war am Wahltage, das ist am 30. März d. J., noch
nicht Bürger in Seelbach; er wurde erst, nach seiner eigenen Aussage,
am 31. März Bürger, die über die Bürgerannahme ausgestellte Urkunde
ist aber vom 29. März datirt, während am 31. März noch kein Mitglied
des engern Bürgerausschusses, so wie auch noch nicht alle Gemein-
deräthe über die Bürgerannahme befragt worden waren. Mit diesem neu
aufgenommenen Bürger hat es noch folgende Bewandtniß: er wollte
Vormittags schon seine Stimme abgeben, ward aber von der Commissi-
on abgewiesen, angeblich weil er noch kein Stimmrecht besitze, in der
Wirklichkeit aber deshalb, weil er dem Gegencandidaten die Stimme
geben wollte. Mittags erhielt er von Daniel Völcker selbst zehn Gulden,
damit er dem von ihm bezeichneten Candidaten die Stimme gebe, und
nun wurde er von der Wahlcommission für stimmfähig erklärt und zur
Wahl zugelassen.

3. Raimund Grießhaber und Philipp Göppert waren, wie der eben Bezeichnete
, am Wahltage noch nicht Bürger, sie wurden durch verschiedene
Drohungen zum Wählen bewogen, und erhielten den Tag nach der Wahl
die um zwei Tage früher datirte Bürgerannahmsurkunde zugestellt, von
welcher Bürgerannahme selbst den Tag nach der Wahl noch kein Mitglied
des engern Ausschusses etwas gewußt haben soll.

4. Philipp Thomas von Seelbach erhielt nach seiner eigenen Aussage von
Daniel Völcker selbst vier Gulden gegen das Versprechen, seinen Candidaten
die Stimme zu geben. Dieser nahm das Geld und gab seine erkaufte
Stimme ab.

5. Dem Anton Holzer von Seelbach hat Daniel Völcker einen Kronentha-
ler geboten, wenn er seinen Candidaten die Stimme gebe, er wurde aber
abgewiesen.


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