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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 428
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Gerhard Finkbeiner

Der gelben oder Völckerschen Partei waren an Bestechungen nachgewiesen
worden:

1. Georg Linsenmayer erhielt 10 Gulden.

2. Theodor Baumann erhielt 5 bis 6 Kronentaler.

3. Philipp Thomas erhielt 1 Gulden.

4. Josef Neumayer erhielt 1 Kronentaler.

5. Benedikt Haag erhielt 1 Gulden.

6. Balthasar Link erhielt 1 Gulden.

7. Dominik Gerber erhielt 1 Kronentaler.

Außerdem wurden von Völckerscher Seite in den Wirtshäusern „Zum
Bären", „Zur Linde" und „Zum Rössle" für die Anhänger dieser Partei Zechen
im Betrag von mehreren hundert Gulden bezahlt.

„Es war, anfangs wenigstens", so berichtete Schaaff weiter, „nicht das
Ringen beider politischen Parteien im Lande, sondern der Kampf der persönlichen
Feindschaft der Häupter zweier großer Handlungshäuser Lahrs,
deren eines - seine Anhänger heißen „die Blauen" - alles aufbot, um die
Wahl des andern - dessen Partei „die Gelben" genannt wird - als Abgeordneter
des Bezirks zu verhindern. Später erst benutzte auch die Politik den
Kampf des Privathasses, und suchte in den Wirren des Gefechts der Hauptparteien
ihre Beute. Abentheuerliche Gerüchte von einer Prinzessinsteuer
im Betrag etlicher Millionen, von einer bevorstehenden Steuer auf die
Schweine und die Früchte auf dem Halm und dgl. wurden ausgebreitet mit
dem, daß dieses Ungemach vom Lande abgewendet werden würde, wenn
die Blauen an's Ruder kämen u.s.w.

Sie erlassen uns, meine Herren, die Aufführung aller Einzelheiten der
beklagenswerthen Seelbacher Wahlschlacht, welche, gekämpft mit den
verfehmten Waffen des Stimmenkaufs, einzig in der sonst reichen Geschichte
der parlamentarischen Wahlumtriebe unsres Vaterlandes steht, und
hoffentlich für alle Zeiten und Geschlechter diese Auszeichnung genießen
soll; es wird genügen, zu wissen, daß aktenmäßig 10 Urwähler für ihre
Stimmen von den Blauen oder Gelben Geld empfangen haben, worunter
sich auch eingestandenermaßen Einer befindet, der die Petition vom 17.
Mai 1842 mit unterzeichnete, und ein Zweiter, welcher mit der einen Hand
sich von den Blauen einen Kronenthaler spendiren ließ, während die andere
von den Gelben einen kleinen Thaler in Empfang nahm. Ein Dritter der
14 Petitionäre erklärte zu Protokoll: „Meine eigenen Wahrnehmungen bei
der Wahlmännerwahl beschränken sich darauf, daß ich verschiedene fremde
Personen, namentlich Lahrer, hier gesehen, welche sich viele Mühe gegeben
haben, die Bürger zu veranlassen, auf die blaue oder auf die gelbe
Seite zu stimmen. Beide Parteien haben in Bezug auf die Werbungen ihr
Möglichstes gethan, so zwar, daß keine Partei der andern etwas vorwerfen
kann."


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